In der Bastel-Kiste liegen Kunstrasenstücke: schuhkartongroße Rechtecke, meterlange Streifen grünen Teppichs von jemandem, der seinen Balkon in eine Plastik-Wiese verwandelte. Was kann man daraus machen?
Michael Fink führt vor, was ihm einfällt...
Mit Flüssigkleber ziehe ich eine dünne geschwungene Linie über ein Stück Kunstrasen. Direkt daneben folgt eine zweite Klebespur. Nun streue ich eine Handvoll Sand locker über das Teppichstück, drehe es mit großer Geste um, klopfe es, schüttle es und drehe es wieder um: »Ein Weg!« rufen die Kinder aufgeregt.
Die mit Sand zugesetzte Klebelinie wirkt wie ein Feldweg, wie eine Traktorspur durch eine sommerlich staubige Wiese. »Sieht aus, als ob man aus dem Flugzeug schaut«, fällt Lotte ein. »Könnte für meine Autos passen«, murmelt Moritz. Aber ein Weg allein ist langweilig: Womit kann man die kleine Welt erweitern, gestalten, verschönern?
Strand und Felsenland
Zuerst testen die Kinder, mit welchen Materialien man die Klebespurtechnik optimieren kann. Nimmt man Erde statt Sand, entstehen schlammige Straßen. Viel besser: Wird geriebene Kreide in den Sand gemischt, sieht er wie feiner Ostseesand aus. Kann man ganze Flächen einstreichen und auf diese Weise einen Strand herstellen?
Kilian hat die Idee, Zeichenkohle staubfein zu zerreiben, um sie mit Sand und Kreide zu vermischen. Eine graue Teerstraße ist das überzeugende Ergebnis.
Der Tonstaub, den Marta auf ihr Rasenstück träufelt, ergibt einen lehmigen Feldweg. Kleine Tonbrocken, die sie mit zusätzlichem Kleber auf ihrem Flurstück befestigt, verleihen Martas Landschaft eine gebirgige Note: »Das ist mein Felsenland!«
Bäume und ein Fußballfeld
»Bei mir gibt’s Bäume!« Finn entdeckt, dass die Zweigenden einer Konifere auf der Miniaturwiese wie Zedern oder Palmen aussehen. Weintraubenstrünke eignen sich ebenfalls. Zäune aus Streichhölzern oder Eisstäbchen gliedern die kleinen Landschaften.
Rebekka schneidet zentimeterbreite Rasenstreifen ab, trägt dick Kleber auf, verschmiert ihn, drückt ihren klebrigen Streifen in einen Sand-Steinchen-Brei und erzeugt auf diese Weise erst eine Bruchsteinmauer und später sogar ein Haus mit Zahnstocherdach.
Jana ist die Naturidylle jedoch bald zu langweilig: Sie klebt ein rechteckiges Stück Kunstrasen in einen Schuhkarton, zieht nach genauer Vorlage Linien, bestäubt mit Kreidestaub und präsentiert: »Ein Fußballfeld!« Neben Toren aus gebogenen Strohhalmen ist ihr die Bandenwerbung wichtig: Ausgeschnittene Werbesprüche aus der Zeitung säumen den Rand des Feldes.
Welten erfinden
Eine kleine Welt erfinden und bauen macht Spaß: Welche Alltags-Materialien sehen in der Miniaturlandschaft »echt« aus? Wie kann man Zäune, Hecken, Steinmauern oder Seeoberflächen mit einfachen Materialien aus der Bastel-Kiste nachbilden?
Das Verkleinern wirft Fragen auf und erfordert, sich die wirkliche Welt genauer anzusehen: Wie sehen Bäume, Straßen, Mauern tatsächlich aus?
Beim Bauen und Kleben entstehen unversehens Gespräch darüber, wie sich die Kinder ihre Wunsch-Welten vorstellen. Einer braucht Straßen, Bootsanleger und Klettergerüst für sein Idyll, vielleicht auch eine sichere Mauer außen herum. Ein anderer fühlt sich zwischen Pferdekoppel, Weidezaun und Feldweg wohl...
So entstehen kleine Universen auf den Kunstrasenstücken. Höchst unterschiedlich oder so gut zueinander passend, dass sie verbunden werden: »Wollen wir deine Wiese an meinen Strand kleben und von dort eine Brücke zu Ilses Gebirge bauen?«
Tipp 1
Wie sieht meine Lebenswelt von oben aus? Spannend für Kinder und Erwachsene sind die Google-Satellitenkarten, mit denen man viele Flecken auf der Welt per Mausklick besuchen kann. So geht’s: www.google.de suchen, dann unter »Mehr« unten »Google Tools« suchen, »Google Earth« anklicken, downloaden und installieren. Zielort eingeben und mittels Doppelklicken und Ziehen auf dem Satellitenbild herumreisen. Wie wäre es mit einem Spaziergang per Mausklick durchs Wohngebiet?
Tipp 2
Vom freien Miniaturlandschaftsbauen ist es nur ein kleiner Schritt zum Landschaftsplanen mit Kindern. Wie könnte unser Hof, unsere langweilige Spielfläche schöner gestaltet werden?
Für einen solchen Gestaltungswettbewerb schneidet man am besten für jedes Kind eine Fläche in Form des zu planenden Grundstücks zurecht. Eine große Auswahl von Miniaturmaterialien wie Strohhalme, Drähte, Steinchen, Folien, Pappen, Hölzchen und Collagematerial aller Art liegen bereit, ebenso Flüssigkleber und Heißkleber für schwierige Verbindungen.