Es gibt 100 Möglichkeiten, die Welt mit Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren zu erforschen. Brigitte Rametsteiner beschreibt, welche Wege die Kinder ihrer Gruppe beschritten, und hörte ihnen zu. – Die Serie begann in Heft 1-2/08.
Nach all dem, was in den ersten Tagen zum Thema »Die Welt« eintraf, wusste ich nicht genau, womit wir beginnen sollten. Vielleicht den Globus ins Blickfeld rücken und abwarten, wie die Kinder sich ihm nähern würden?
Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass meine Gedanken, den nächsten Schritt betreffend, völlig überflüssig waren, denn die Kinder hatten ihre eigenen Vorstellungen…
100 Welten
Ich war auf der Suche nach einer großen, aufblasbaren Weltkugel, hatte sie schließlich gefunden und wollte sie den Kindern präsentieren. Aber Mimi kam mir zuvor: »Ich muss dir was sagen! Die Weintrauben sind rund, und die Welt ist rund.«
Julia: »Und der Ball.«
Nikola: »Und der Globus.«
Mimi: »Der Globus ist ja die Welt!«
Nikola: »Aber nur, wie sie ausschaut, mit den Ländern und dem Meer. Die wirkliche Welt ist viel größer!«
Mimi: »Weiß ich!«
Nikola: »Und der Teller ist auch rund!«
Elena: »Und der Reifen.«
Magdalena: »Und wenn wir einen Kreis machen.«
Nikola: »Und das Geld.«
Vanessa: »Und die Steine.«
Amin: »Und die Räder von dem Auto. Die Lenkräder auch…«
Melanie: »Die Sonne.«
Ksenija: »Die Uhr.«
Dennis: »Ich kann was Rundes malen!«
Mimi: »Ich auch, ich male jetzt meine Welt.«
Andere Kinder taten es Mimi nach, und es entstanden 100 Welten.
Für persönliche Dinge am Garderobenplatz gestalten wir jedes Jahr Taschen, die etwas mit dem Projekt zu tun haben, mit dem wir uns gerade beschäftigen. Ich besorgte also Stofftaschen und ließ die Kinder ihre Welten darauf malen – für einige eine ganz neue Materialerfahrung: Die Farben ließen sich nicht mit dem Pinsel festhalten, flossen ineinander, suchten ihre eigenen Wege. Ganz besondere Gebilde entstanden, aber alle als Welten erkennbar.
Der Globus
»Ein Globus ist eine kleine Weltkugel«, sagte Nikola, präsentierte Zeitungsausschnitte mit Abbildungen unserer Erde und platzierte sie auf der Magnettafel. Nun gingen auch andere Kinder auf die Suche nach »Erdkugeln« und wurden in diversen Katalogen fündig.
Magdalena brachte ein Buch mit: »Die Erde von oben für Kinder«. Beim Betrachten meinte sie: »Vielleicht stellen wir einen Globus her. Dann können wir leicht nachschauen, wo ein Land ist, und das ist dann eine schöne Gemütlichkeit…«
»Wir könnten selber einen Globus machen«, sagte Nikola und erklärte seine Vorstellungen: »Wir nehmen diese Papierkugel und kleben blaues Papier drauf. Das ist das Meer.«
Lisa: »Und das Land kleben wir auch drauf.«
Amin: »Aber das müssen wir zuerst malen. Ich weiß, wo Libanon ist.«
Diese drei Kinder waren die Hauptakteure, aber auch andere Kinder beteiligten sich. Während einige am »Meer« arbeiteten und eifrig kaschierten, befassten sich andere mit den Erdteilen. Die Kinder orientierten sich am Globus, der immer in der Nähe stand.
Nach dem Aufkleben der ausgeschnittenen Erdteile war der eigene Globus fertig, und die Kinder waren stolz auf ihr Werk.
Gott und die Welt
Amin und Julia zogen sich in die »Welt-Bibliothek« zurück und unterhielten sich über Gott und die Welt.
Julia: »Auf der Weltkarte schaut die Welt gar nicht rund aus.«
Amin: »Aber wir wissen, dass sie rund ist.«
Julia: »Beim Globus ist das zu sehen, da kann man sich’s besser vorstellen.«
Amin: »Das Wetter gehört auch zur Welt. Das macht der Himmelvater da oben. Der Himmelgott.«
Julia: »Meine Mama sagt nicht der Himmelgott. Sie sagt: der liebe Gott.«
Amin: »Ich red mit ihm!«
Julia: »Das heißt beten.«
Stefanie kommt dazu: »Ich hab auch schon mal gebetet! Als mein Opa gestorben ist.«
Julia: »Ich bete jeden Tag.«
Mimi: »Ich bete in der Kirche. Ich geh da mit meiner Oma hin. Da gibt’s ein Buch, da muss man so Lieder singen. Und die Erwachsenen sprechen nur. Die Kinder müssen immer still sein. Das ist fad.«
Julia: »Man kann überall beten. Ich sag immer: Lieber Gott, pass auf mich auf, dass mir nichts passiert.«
Literatur
Meine Welt. Ein Globus-Bilderbuch. Verlag DK, 2000
Die Schöpfung. Hänssler Verlag, Stuttgart, 1993
Unsere Erde. Abenteuer Wissen. Ravensburger, 2004
Unsere Welt. Fragen und Antworten. Parragon, 2003
Unsere Welt. Übersichtlich dokumentiert in Wort und Bild. Edition XXL, Fränkisch-Crumbach 2004
La Terra Pop-Up. Il Mondo A3 Dimensioni. Edizioni EL, Trieste 1998
Reidel, M.: Kasimirs Weltreise. Verlag Annette Betz, 1994
Janosch: Großer Kleiner-Tiger-Atlas. Bassermann, 2005
Eduar, G.: Eine Reise um die Welt. Gerstenberg, 2002
www.kinderdieserwelt.de
Durch einen einfachen Klick auf eine Welt-Region kann man herausfinden, wie die Kinder in anderen Ländern spielen und leben. Viele Dinge können Kinder auch selbst ausprobieren und basteln.
www.geovisionen.de
GeoVisionen ist ein Verlag, der Produkte entwickelt, die zur kreativen Auseinandersetzung mit der Lebenswelt – lokal wie in global – einladen. Unter »Bastel-Globen« gibt es die Möglichkeit, einen kostenlosen »Globus-Bastelbogen« (Postkarten-Globus) herunterzuladen.
www.global-gang.de
Die Global Gang ist der neue Internetauftritt für Kinder und Jugendliche von »Brot für die Welt«. »Brot für die Welt« will damit Kinder und Jugendliche ansprechen. Die Global Gang sind die fünf Freunde Toni, Kim, Maria, Francis und Pascal. Und nicht zu vergessen: Störtebeker, der Hund.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 03-04/08 lesen.