Ein Retro-Trip durch Trends von romantisch bis robust
Es ist Herbst, und damit geht ein Sommer zu Ende, an den wir uns noch lange erinnern werden: Der Sommer dieser bunten Gummischuhe namens Crocs.
Ja, es ist Zeit, die wabbeligen Dinger in eine blickdichte Tüte zu stecken, um sie derart verhüllt spätabends zum Plastikmüllcontainer zu bringen: Nächstes Jahr sind sie bestimmt out. Was mag an ihre Stelle treten: Strickpullis aus Stahlwolle? Socken aus LKW-Planen?
Gibt es auch pädagogische Moden? Natürlich! Unsere Gesellschaft produziert jede Saison wieder neue »Mode-Kinder«, die auf einmal im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stehen. Und so heißt es dann: Da müssen die Erzieher, Lehrer und -innen mal genauer hinsehen, auf diiiiese Kinder.
Auch wir Pädagogen müssen uns entscheiden, welches Kind für uns gerade Mode ist. Wir sollen es im Blick haben und vom ihm und seinen Bedürfnissen ausgehen – schön und gut, aber von welchem Kind konkret? Sollen wir von Priscilla-Marie ausgehen, dem gigabegabten, mit verdünnter Bionade getauften Kind, die nach Mutters Ansicht deutlich mehr trilinguale Impulse braucht? Oder wäre es besser, den dicken Kevin Krause genau im Blick haben, damit er keinen weiteren Unfug anstellt? Gar nicht so einfach…
Wir stellen Ihnen hier die wichtigsten Trends der letzten Jahre vor, in ziemlich großartigen Fotos inszeniert. Weil leider keine echten Kinder zur Verfügung standen – das Recht aufs eigene Bild ist schließlich gerade Mode – haben sich dankenswerterweise Männchen und Weibchen aus Kastanien fürs fotoshooting gefunden. Sie erinnern sich: Diese glänzenden Früchte eines Baums, der in den letzten Jahren zum absoluten must-go für die immer angesagtere Miniermottenszene geworden ist. Viel Spaß beim Nachbauen!
Verträumt, verspielt und romantisch:
Die göttliche Selbstbildungs-Selma
Ein Look, der niemals out ist: Schon unserer pädagogischen Großväter begeisterten sich für den »einsamen Selbstbildner«, gern auch als »göttliches Kind« apostrophiert. Typisch für den Trend: verträumte, lagernde Haltung, passend zu einer besonders kuschlig eingerichteten vorbereiteten Umgebung. Waldorf-Tücher können ebenso wie edle Montessori-Kupferkessel das setting ergänzen. Passendes Spielzeug: Gern wird das Birkenscheit verwendet, das in der tiefen und unerschöpflichen Fantasiewelt des Kindes längst zur Puppe, zum Spielgefährten oder Märchenhelden transformiert wurde. Es ist gewiss eine Freude, dem Kinde dabei zuzuschauen. Aber Vorsicht! Wir wollen dessen zarte Selbstbildungsprozesse nicht durch Impulse und unsere Gegenwart stören. Kaffee gefällig?
Unser Style-Check:
Immer wieder topaktuell: Das sich selbst bildende Kind taucht alle paar Jahre wieder als Modekind auf. In verschiedenen Ansätzen, gern auch als Broschürentitel. Das liegt daran, dass alle dieses Modekind lieben: Man kann es uneingeschränkt bewundern. Und man braucht ihm gar nicht viel zu geben: wenig Personal, wenig Aufmerksamkeit.
Ziemlich frech, ziemlich lässig:
Arnarcho-Erna und Auszieh-August
Blick zurück im Schreck: Der Look der frühen Siebziger überrascht hier mit tiefen Einblicken und betonter Lässigkeit. Kleidung lagern die beiden Kinderladen-Kids nur als lästige Accessoires auf dem Fußboden, während die Haltung des Pädagogen im zertrümmerten Liegestuhl betont antiautoritär wirkt. Ob diese Haltung o.k. ist? Sollte sich der erwachsene Begleiter lieber auch entkleiden? Oder in der Küche Spaghetti herstellen, auf dass die Kinder damit fantasievolle Spritztechnik-Wandbemalungen herstellen können?
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 10/08 lesen.