Geölte Zirbelulmenholzgriffe, versilberte Goldschrauben und in Samt gehüllte Klappmundstücke: Ein wahres Prunkstück sind sie, die Arbeitsinstrumente von Harfenistinnen und Bratschologen oder Oboatoren – was weiß ich, wie das bei denen heißt! Aber tolle Instrumente haben auch wir Pädagogen. Unserem schönsten Arbeitsinstrument sei dieser Beitrag gewidmet: dem kunstvoll mit Fragen, Spalten und Ankreuzelementen verzierten – Taataataa! – Beobachtungsbogen.
So gut ist dieses Instrument, dass es eigentlich auch außerhalb des Kindergartens eingesetzt werden sollte, findet Achim Kniefel und bestückt damit gleich mal die Welt da draußen. Hier dokumentiert er den ersten erfolgreichen Einsatz:
Name des Beobachtenden:
Alexandra, Kellnerin
Ort:
Gaststätte »Schwarzwaldstuben«, Tresen
Typ der Beobachtung:
ungezielte Gruppenbeobachtung
Beobachtung:
Eine ruhige Gruppensituation: Gä (Gä-ste) lesen Zeitungen, beschäftigen sich mit iPods, führen leise Gespräche. Meine Materialimpulse kommen gut an: Bereitgestellte Stühle und Tische werden als Angebot zum Sich-Niederlassen akzeptiert. Interaktion: Einzelne Gä versuchen, mit einer Art Geheimzeichen (Heben der Hand, Schnipsen, Hallo-Rufe) Kontakt zu anderen Interaktionspartnern aufzunehmen, möglicherweise auch zu mir, der Beobachterin. Dabei zeigen sie sich sehr erfindungsreich: Sie heben die vor ihnen stehenden Trinkgefäße an, demonstrieren deren Leere und versuchen, Blickkontakt zu mir aufzunehmen.
Interpretation des Gesehenen:
Hinter den beobachteten Verhaltensweisen der Gä könnte sich ein körperliches Grundbedürfnis (Hypothese: Bedürfnis nach Aufnahme flüssiger Nahrung) verbergen oder eine Rollenspielhandlung (Hypothese: eine Art »Restaurant«-Spiel, bei dem die Kellner-Rolle offenbar von niemandem eingenommen wird).
Fazit:
Ich beschließe, auf keinen Fall zu inter-agieren oder gar Impulse in Form von Getränken zu setzen. Zurückhaltung ist die höchste Tugend des Beobachters!
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 10/13 lesen.