Feste der Religionen: Die Vielfalt des Islam
Ein Jahr ist für Kitakinder eine unüberschaubar lange Zeit. Sowohl die Natur mit ihrem Wechsel der Jahreszeiten als auch die Kultur mit immer wiederkehrenden – meist religiös geprägten – Festen hilft ihnen, sich im Jahreskreis zu orientieren. In unserer Serie »Feste der Religionen« hat Kirsten Dietrich für uns zusammengestellt, wie religiöse Feste gefeiert werden und was davon Kindern im Kitaalltag erfahrbar gemacht werden kann.
Da die Familien und damit auch die Kitas immer interkultureller werden, geht sie nicht nur auf christliche Traditionen ein, sondern greift auch andere in Deutschland vertretene Weltreligionen auf. In dieser Ausgabe geht es um die verschiedenen Ausprägungen des Islam.
Das zentrale Heiligtum des Islam ist die Kaaba: ein würfelförmiger, schwarzer Bau, der auch in diesem Jahr wieder das Ziel der Hadsch, der einmal im Leben verbindlich vorgeschriebenen Wallfahrt, für Millionen Muslime war. Wie ein massiver, geradliniger Block erscheint auch manchmal der Islam für Außenstehende. Aber es lohnt sich, sowohl das Bauwerk als auch die Religion differenzierter zu betrachten: Ein genauerer Blick enthüllt nämlich, dass die Schwärze der Kaaba von einem Stoffvorhang kommt, der jedes Jahr erneuert und anders bestickt wird, dass ihr Würfel nicht massiv ist und dass der eigentliche heilige Stein, Grund der Verehrung, nicht glatt ist und unsymmetrisch in einer Ecke der Kaaba eingemauert wurde. Auch der Islam selbst zeigt sich bei genauerem Betrachten nicht als ein monolithischer Block, sondern als eine Religion, die vielfältig ist und sich aus unterschiedlichen Strömungen und Ausprägungen zusammensetzt. Oft lassen sich schon innerhalb einer Kita verschiedene Gestalten des Islam finden.
Zum einen gibt es unzählige regionale Ausprägungen. Islam in Indonesien ist etwas anderes als Islam in Mali, die strenge Lehre der Wahhabiten Saudi-Arabiens unterscheidet sich sehr von der spirituellen Versenkung der Sufi-Orden. Zum anderen haben sich innerhalb des Islam verschiedene Richtungen entwickelt. Die Mehrzahl der Muslime, ca. 85 Prozent, fühlen sich dem sunnitischen Islam zugehörig. Auch in Deutschland vertreten in der Öffentlichkeit vor allem Sunniten den Islam. Daneben stehen aber andere Konfessionen. Die wichtigste und größte unter ihnen ist der schiitische Islam. Zu ihm zählen ca. 10 bis 15 Prozent der Muslime. In Iran und Irak sind die Schiiten in der Mehrheit, starke Anteile gibt es auch in Syrien und im Libanon. Unter den Muslimen in Deutschland waren die Schiiten bisher eher gering vertreten, aber man kann davon ausgehen, dass mit der Flucht aus dem Nahen Osten ihr Anteil wächst.
Dazu kommen Traditionen, die sich so lange neben den Hauptströmungen des Islam entwickelt haben, dass inzwischen umstritten ist, ob oder wie sie zum Islam gehören. Die größte Richtung dabei ist das Alevitentum. Der alevitische Glaube ist insbesondere kurdisch geprägt und in Deutschland stark vertreten: Man schätzt die Zahl der Aleviten auf ca. 500.000. Für beide, Schiiten und Aleviten, ist der Muharram, der erste Monat des islamischen Kalenders1, ein zentraler Monat mit wichtigen Festen.
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Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 10/16 lesen.