Das Lebens-Zuhause Körper
Wir leben in einer Zeit der Trennung von Innen und Außen. WissenschaftlerInnen erklären uns, wie die Welt funktioniert. Ihr Credo ist die Objektivität. Die Erforschung der – subjektiven – Innenwelt bleibt uns selbst überlassen. Dabei sind es doch immer unsere »subjektiven« Sinne, mit denen wir die Welt erkunden. Kinder trennen Innen und Außen nicht. Körper, Geist und Seele sind bei ihnen noch im Gleichgewicht. Weil die Künstlerin Sabina Adulajeva vom Berliner Studio Mutu findet, dass das auch gut so ist, entwickelte sie das Projekt »Innen und Außen«.
Wir Menschen leben in zwei Welten: der äußeren Welt und der inneren. Die Zuständigkeiten sind klar verteilt: WissenschaftlerInnnen erforschen die äußere Welt. Sie fragen: »Was ist das? Worum geht es in der Welt? Wie funktioniert sie?«
Fragen wie »Wer bin ich? Wie kann ich mich auf diese Welt beziehen? Was ist der Zusammenhang zwischen dem Innen und dem Außen?« überlassen sie SchriftstellerInnen, PhilosophInnen oder uns KünstlerInnen.
Aber vielleicht sind objektive Analyse und subjektives Verständnis doch nicht so einfach trennbar? Kinder zumindest trennen diese Bereiche (noch) nicht. Sie nehmen die Welt (noch) ausschließlich durch ihre Sinne wahr und geben dem Wahrgenommenen den Sinn, den sie darin erkennen. Beobachtung und Verständnis ergänzen sich in harmonischer und sinnbildender Weise.
Unser Leben ist geprägt durch die ständige Interaktion und das Zusammenspiel dieser beiden Herangehensweisen und sie beeinflussen, wie wir die Welt sehen und darin handeln ebenso wie wir uns selbst sehen und mit uns umgehen.
In meinem Projekt »Innen und Außen« erforschten zwölf Kinder der INA.Kita in Berlin, begleitet von ihrer Erzieherin Alexandra Semmler, auf spielerische Weise die Außen- und die Innenwelt ihres Körpers, den Eindruck der äußeren auf ihre innere Welt und deren Ausdruck wiederum auf die äußere Welt. Im Verlauf der insgesamt zwölf Treffen stellten sie sich viele Fragen – Woraus sind wir gemacht? Welche Organe und Gefühle leben in uns? Wie können wir durch unsere Sinne wahrnehmen, was unsere Körper mögen und wie wissen wir das? – und drückten ihre Wahrnehmungen und Ansichten durch Zeichnen und Malen, Drucken und Basteln, Bewegung und Klang aus. In ihre Arbeitsprozesse mit verschiedenen Materialien und Techniken integriert, erkundete ich mit ihnen auch einige Praktiken der Achtsamkeit zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins, ihrer Neugier und der Wertschätzung ihres Körpers.
Wir erkannten, dass unser Körper uns sowohl mit jedem anderem Körper verbindet, der jemals gelebt hat – mit anderen Menschen und mit Tieren, über Zeiten und Regionen hinweg – und gleichzeitig unser ganz persönlicher Raum ist. Unser ganz eigener Raum, in dem wir unsere Lebendigkeit fühlen und der unser ganzes Leben lang unser einzigartiges Zuhause ist.
Körper sein Eins: Außen
Bei unseren ersten Treffen beschäftigten wir uns mit dem Äußeren unserer Körper. Wir tauschten uns über ihre Vielfalt aus, über ihre verschiedenen Formen und Farben und wir fragten uns: Was sind Körper überhaupt? Ist ein Haus auch ein Körper? Und wie ist das mit dem Haus bei der Schnecke? Was hat jeder Körper mit anderen Körpern gemeinsam und was macht jeden Körper einzigartig?
Wir schauten uns Bilder zur geografischen Diversität von Menschen an und die Kinder zeichneten unterschiedliche Körper und formten kleine Skulpturen aus Ton. Um ihre eigenen Formen und Farben zu erforschen, fertigten sie großformatige Zeichnungen von sich selbst an, indem sie ihre eigenen Silhouetten zeichneten. Ihre Ganzkörper-Porträts hatten vielfältige Formen und Farben.
Sabina Abdulajeva ist interdisziplinäre Künstlerin und Pädagogin. In ihrer Arbeit mit Kindern, StudentInnen und Erwachsenen verbindet sie Kreativität, Nachhaltigkeit, Bewegung und Fantasie.
Kontakt
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05-06/18 lesen.