Ein Demonstrationszug für Kinderrechte
Nicht nur die Schülerinnen und Schüler von »fridays for future« treibt es auf die Straße, um sich für eine gerechtere Welt einzusetzen, auch schon die Jüngsten fordern ihre Rechte ein. Kita-Kinder und GrundschülerInnen zogen am 20. November in Stuttgart, Karlsruhe und Berlin durch die Straßen, um auf die seit 30 Jahren geltende Kinderrechtskonvention aufmerksam zu machen. Emilia Miguez berichtet von der Kinderrechte-Demonstration in Stuttgart.
»Kein Kind soll allein sein müssen«, »Hört hin: Kinderstimmen ernst nehmen!« oder »Jedes Kind soll spielen dürfen!«. Diese und weitere Aufforderungen zierten die selbst gemalten Transparente, welche die 200 Kinder und Erwachsene an diesem Novembertag mitgebracht hatten. Unter lautem Trillerpfeifenkonzert und mit Sprechchören wie »Kinder haben Rechte« zogen die Protestierenden zum Kronprinzplatz in Stuttgarts Innenstadt. »Mit unserem Demonstrationszug möchten wir die Öffentlichkeit auf die Kinderrechte aufmerksam machen, denn wer diese Rechte nicht kennt, kann sie im Alltag auch nicht bewusst beachten«, begründete Waltraud Wegmann von der »element-i Bildungsstiftung« diesen wichtigen Aktionstag. Aufgerufen und eingeladen hatte ein Bündnis aus Jugendamt Stuttgart, Kinderschutzbund (Stuttgart), element-i Bildungsstiftung, MACH DICH STARK – Die Initiative für Kinder im Südwesten, World Childhood Foundation und das Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft mit dem Mobifant.
Seit vielen Jahren setzen sich die element-i Bildungsstiftung, die element-i Kinderhäuser und Schulen dafür ein, dass die Kinderrechte öffentlich mehr Wahrnehmung erfahren, ins Grundgesetz aufgenommen und gesamtgesellschaftlich mehr beachtet werden. Das geht nur gemeinsam: Kinder und Erwachsene müssen sich dafür stark machen. Wie sollen Kinder und Jugendliche sonst ihre Rechte kennenlernen, wenn die Erwachsenen sie ihnen nicht erklären? Seien es die Trommelgruppen, selbst gebastelte Schilder oder die einstudierten Lieder, auf vielfältige Weise wurde sich für die Demonstration in Stuttgart vorbereitet.
In den element-i Einrichtungen informierte die tägliche Kinderkonferenz über das Thema und es wurde als Impuls für die Kinder vorbereitet. Es entstanden Plakate mit den Rechten, die den Kindern wichtig sind. Die Stuttgarter Kinderbeauftragte Maria Haller-Kindler bedankte sich für die Mitwirkung von Kindern und ErzieherInnen aus Stuttgarter Kitas und machte nochmal deutlich: 30 Jahre Kinderrechte sind ein Grund zu feiern und auf die Straße zu gehen. Doch nicht alle halten sich an die Kinderrechte. Das muss sich ändern. Kinderrechte gehören ins Grundgesetz. Dafür müssen wir hier so viel Lärm machen, dass wir bis nach Berlin zu hören sind.« In der Tat kennen gerade mal 15 Prozent der 10- bis 15-Jährigen die UN-Kinderrechtskonvention.
Dabei sind die Rechte des Kindes in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union ausdrücklich und in vollem Umfang längst enthalten. In Deutschland sind aktuell drei Millionen Kinder und Jugendlichen von Armut betroffen und haben keine Chancengleichheit, sei es beim Recht auf Bildung, beim Recht auf Freizeit und Spiel oder beim Recht auf gesunde Ernährung. Umso wichtiger ist die Forderung danach, dass die Bundesregierung endlich handelt und die Kinderrechte ins Grundgesetz aufnimmt.
An die Lokalpolitik von Stuttgart wenden sich die Kinder mit einer selbstgestalteten Kinderrechtezeitung, die sie dem Oberbürgermeister Fritz Kuhn einen Tag vor der Demo überreichen. Die bunten Illustrationen machen deutlich, was den Kindern besonders am Herzen liegt: An erster Stelle steht das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung. Mit Hütchen, Seilen und Ringen, Kullerkreisel, Fahrgeräten, Balancierspielen und große hölzernen Brettspielen machte deshalb am Aktionstag das Spielmobil Mobifant auf dieses Recht aufmerksam. Die Pädagogin Saskia Gompf kritisierte, dass die Freiräume für Kinder in unserer Gesellschaft immer kleiner würden. »Freilaufende Kinder gibt es quasi kaum noch«, weiß sie. Zunehmende
Ganztagsschulen und durchorganisierte kindliche Tagesabläufe mache sie dafür verantwortlich. Das Recht der Kinder auf Freizeit, die sie spontan und selbstbestimmt nach den eigenen Bedürfnissen gestalten könnten, komme dabei oft zu kurz.
Im Jahr 2011 gegründet, ist die element-i Bildungsstiftung keine theorielastige »Kopfgeburt«, sondern aus über 20 Jahren praktischer Erfahrung mit frühkindlicher Bildungsarbeit erwachsen. Die element-i Bildungsstiftung arbeitet operativ, ist konfessionell und parteipolitisch ungebunden.
Info
www.element-i-bildungsstiftung.de
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 01-02/20 lesen.