Begabungen entdecken und fördern
Vor vielen Jahren besuchte Marjana Kriegeskorte die Remida in Hamburg. Weil das Gespür der Kunst- und Werkstattpädagogin erkannt wurde, bekam sie von ihrem Träger die Chance, das »Kreativlager« im baden-württembergischen Bretten zu gründen und eine Einrichtung zur Werkstatt-Kita umzugestalten. Rückblickend berichtet sie von Herausforderungen und Einsichten.
Außergewöhnlich, inspirierend und voller Zauber erlebte ich die Räume der Remida Hamburg von Susanne Günsch. Das muss 2012 gewesen sein, im Rahmen einer Fortbildung. Die Vielfalt der Materialien ließen mein Herz höherschlagen und meine Fantasie arbeitete auf Hochtouren. Ich ging umher, bestaunte und berührte mit bunten Plastikschnipseln befüllte Gefäße und viele andere, teils undefinierbare Dinge. Die Materialien waren ästhetisch in Szene gesetzt – kaum vorstellbar, dass sie fast im Müll gelandet wären. »Schließt mich bitte hier ein und holt mich erst morgen wieder ab. Ich bin dann mal beschäftigt!«, dachte es in mir und vor meinem geistigen Auge sah ich mich große und übergroße Skulpturen bauen, ein bisschen wie die des portugiesischen Street-Art-Künstlers Artur Bordalo (www.geo.de/natur/tierwelt/so-kreativzeigt-ein-kuenstler-unser-muell-problem-30165898.html).
Keine drei Monate später rief Heike Dörsam vom Trägervorstand Samstagmorgens bei mir an: »Marjana, kannst du in einer Stunde in Bretten sein? Ich möchte dir etwas zeigen.« Ich hatte Zeit und fuhr nichtsahnend zur vereinbarten Adresse. Es war ein ehemaliges Ladenlokal, vor dessen Schaufenster ich sie und einen mir noch unbekannten Herrn traf. Beim Betreten des in die Jahre gekommenen Verkaufsraumes stellte er sich mir als dessen Vermieter vor. Ich staunte nicht schlecht, als mir Heike, nachdem wir alle Räume besichtigt hatten, offenbarte: »Ich habe dich in der Hamburger Remida beobachtet und gesehen, wie begeistert du warst. Weil ich mir wünsche, auch eine Art Remida zu haben, in der die Kinder all unserer Einrichtungen arbeiten können, wollte ich dich fragen, ob du Lust hättest, so etwas hier für uns auf die Beine zu stellen?« Mir entfuhr ein sehr spontanes und lautes »Jaaa!« Ich konnte mein Glück kaum fassen und war überwältigt von so viel Ver- und Zutrauen.
Eigenregie
Beflügelt von dieser Herausforderung begann ich zu recherchieren. Ein ganzes Wochenende lang trug ich Ideen zusammen und sortierte Gedanken, bis mein Wunschkonzept für das zukünftige »Kreativlager« stand. Ich bekam vom Träger grünes Licht, eine Kombination von Atelier und Remida selbstverantwortlich zu planen, zu organisieren, umzusetzen, zu reflektieren und zu optimieren. In der Realisierungsphase ließ die Aussicht, an einem Ort arbeiten zu können, wie ich ihn mir immer schon gewünscht habe, meiner Kreativität und meinem Einfallsreichtum Flügel wachsen – auch dann, wenn mal etwas nicht auf Anhieb funktionierte. Das Studium der Anzeigen unter »Zu verschenken« in unserer regionalen Tageszeitung und auf den gängigen Internetportalen wurde eine meiner liebsten Beschäftigungen. Ich ergatterte ein rotes und supergemütliches Sofa, alte Regale, Leitern, Bretter, Paletten, Kabeltrommeln und Präsentationssäulen.
Marjana Kriegeskorte ist Erzieherin und Kunst- und Werkstattpädagogin. Seit 2020 leitet sie die Kita Schneckenhaus e.V. in Bretten. Sie teilt ihr Wissen als Fachberaterin und leitet Fortbildungen zum Thema Atelier- und Werkstattarbeit.
Kontakt
www.marjanakriegeskorte.de
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 07-08/2021 lesen.