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Bauen für die Jüngsten
Fotos der Badelandschaft für Krippenkinder in einem ehemaligen Gemüseladen lockten unsere Redakteurin Jutta Gruber in das Montessori Kinderhaus. Hier entdeckt sie in einer der weniger attraktiven Gegenden Berlins eine kleine Oase für die Jüngsten.
Fußläufig zum ehemaligen Grenzübergang Bornholmer Straße, wo gut 35 Jahre zuvor deutsche Geschichte geschrieben wurde, begrüßen mich die Erzieherinnen Dilan Chwallek und Pauline Koch in der Krippe des Montessori Kinderhauses. Es ist Mittagszeit und ihr Eingewöhnungskind wird gleich abgeholt. Davon, dass die anderen sechs Krippenkinder mit ihren Räumen bereits gut vertraut sind, brauchen die beiden mich nicht überzeugen. Das übernehmen die Kinder selbst, die sich hier ganz offensichtlich ihren Bedürfnissen entsprechend bewegen. Ich erlebe sie vertraut in und mit ihren Räumen und deren Möglichkeiten und auch mit ihren Erzieherinnen scheint die Chemie zu stimmen. Mit viel Selbstverständlichkeit statt großer Worte bauen sie das Pikler-Dreieck und die Rutsche auf, die schon kurz darauf von den älteren Kindern bespielt werden. Nachdem sich deren Lust auf Bewegung gelegt hat, nähert sich auch das jüngste der Kinder den Geräten und erprobt sich in seinem eigenen Tempo an ihnen, bis das Hinaufklettern und Hinabrutschen einen fließenden Verlauf bekommen. Als es sich zu den anderen in den kleinen Nebenraum zum Kuscheln und Lesen gesellt, werden die Geräte abgebaut und beiseitegestellt, um den Kindern wieder mehr freie Fläche anzubieten.
Anke Brüchner, Leitung: »Nach den Erfahrungen des Umbaus der Kita wusste ich, wie viel zusätzliche Büroarbeit damit einhergeht. Deshalb wollte ich das Projekt im ersten Moment auf gar keinen Fall angehen. Vom Pädagogischen her machte die Idee, die Kita um eine Krippe zu erweitern, jedoch viel Sinn. Und tatsächlich hatten auch schon einige Eltern immer mal wieder Bedarf an Krippenplätzen angemeldet. Mit der Entscheidung für den Bau sind wir vor allem den Familien entgegengekommen. Kleinere Kinder brauchen nun mal andere Materialien und einen kleineren Rahmen. Gerade vor dem 2. Lebensjahr ist Sicherheit und Kontinuität für Kinder besonders wichtig, und das ist für den Betrieb einer Krippe ein durchaus hoher Anspruch. Zum sicheren Rahmen gehören zunächst wir Begleiter:innen, aber eben auch der geschützte Raum. Ein Raum mit Regeln, an die sich alle – auch die Eltern – halten, und in dem viel Freiheit möglich ist. Viele Räume sind ja nicht für Kinder geeignet. Das ist bei uns anders. Wir bieten ihnen im Kinderhaus Räume, wo es an erster Stelle um die Kinder geht und wo sie sich ganz willkommen fühlen.«
Katja Thorwarth ist Architektin und plante gemeinsam mit ihrer Kollegin Jeanne-Françoise Fischer den Umbau einer kleinen Ladenwohnung zur Nestgruppe des Montessori Kinderhauses.
Kontakt
www.katjathorwarth.com