Im letzten Jahrzehnt wandelten sich die Vorschulerziehung und die Ausbildung der Vorschullehrerinnen in Slowenien tief greifend. Nada Pozar Matijasic beschreibt die Umbrüche.
In den 70er Jahren dehnte sich das Netz von Kindereinrichtungen für den Elementarbereich in Slowenien aus. Das erste nationale Programm für die Vorschulerziehung und -bildung für Kinder zwischen einem und sechs Jahren startete im Jahr 1979. Zu der Zeit lag die Verantwortung für die Vorschulerziehung beim Ministerium für Arbeit und Soziales. Die Evaluierung des Programm zeigte, dass der detailliert festgeschriebene, obligatorische Inhalt und die normativen Anleitungen, was die Methoden betraf, den Vorschullehrern wenig Raum ließen, individueller an ihre Arbeit mit Kindern heranzugehen, und dass der Anteil der Kinder, die die Einrichtungen besuchten, niedriger als in vielen anderen europäischen Ländern war. Veränderungen in der Vorschulerziehung waren also notwendig.
Veränderungen im curricularen Rahmenplan in den 90er Jahren
In den 90er Jahren veränderte sich das slowenische Bildungs- und Erziehungssystem – sowohl konzeptionell als auch systemisch. Es war daher wichtig für die Reform, dass sie 1993 der Verantwortung des Ministeriums für Bildung und Sport übertragen wurde.
Neue Curricula von der Vorschule bis zur Oberschule zu entwerfen wurde zum wichtigen nationalen Projekt, und mehrere Kommissionen wurden bis Ende 1995 dafür eingerichtet. Zusätzlich zum Nationalen Rat für den curricularen Rahmenplan wurden Rahmenplankommissionen für verschiedene Bildungsstufen, Programm- und Fachkommissionen beru-fen. Lehrerzirkel, denen die meisten Lehrer angehörten, diskutierten die Vorschläge für die neuen Rahmenpläne.
Die curricularen Veränderungen in der Vorschulbildung lagen in der Verantwortung der Rahmenplankommission für Vorschuleinrichtungen. Zu den Mitgliedern der Kommission gehörten Psychologen, Erzieher, Wissenschaftler und Fachleute für bestimmte Fachbereiche. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, den Rahmen für die Veränderungen der Vorschulbildung und Richtlinien für das neue nationale Vorschulcurriculum vorzubereiten. Hauptziel der curricularen Veränderungen war, den Vorschulrahmenplan zu demokratisieren und den Schwerpunkt in der Vorschulerziehung und -bildung zu verschieben: weg von einem zielorientierten Modell, in dem es darum geht, ein bestimmtes Ziel zu erreichen und sich auf korrekte Antworten zu konzentrieren. Hin zu einem prozessorientierten Modell, das Entwicklung als Prozess ansieht und dessen Anliegen es ist, die Fähigkeit des Kindes zu fördern, zu denken und zu lernen. Die Kommission legte fest, das Curriculum solle alle Aktivitäten erfassen, die in den Kindereinrichtungen im Elementarbereich stattfinden, auch die täglichen Abläufe wie Essen und Schlafen. Die Reform richtete ihre Aufmerksamkeit auf die notwendigen Bedingungen, damit das Programm eingeführt werden konnte und ebenso auf die Hindernisse, die der Einführung im Weg standen.
Die Kommission studierte die Erfahrungen anderer Länder, die eine sehr gute Vorschulerziehung und -bildung anbieten, eine lange demokratische Erfahrung in der Vorschulerziehung haben oder in denen ein vergleichbares System der Vorschulerziehung besteht. Dazu gehörten europäische Länder wie Schweden, Belgien und Frankreich, aber auch Neuseeland mit seinem Te Whäriki-Rahmenplan (vgl. Seite 8ff.).
Das nationale Curriculum für Vorschuleinrichtungen wurde im März 1999 angenommen. Die Einführung begann in den Jahren 1999 und 2000 und wurde 2002 abgeschlossen. Das Dokument führt die Ziele und Prinzipien des curricularen Rahmenplans in der Vorschulerziehung ein. Es enthält in seinen Kapiteln Grundkenntnisse von der Entwicklung und dem Lernprozess des Vorschulkindes, erfasst tägliche Aktivitäten wie Mahlzeiten, Pausen und Schlafen und andere wesentliche Elemente des Curriculums, beispielsweise die Kommunikation unter Kindern und die Kommunikation zwischen Kindern und Personal, Empfehlungen für die Organisation der Räume und die Zusammenarbeit mit den Eltern.
Der Rahmenplan führt sechs Bereiche für Aktivitäten ein: Bewegung, Sprache, Kunst, Natur, Gesellschaft und Mathematik, Er legt Ziele für jedes Gebiet fest, gibt Beispiele für Aktivitäten mit verschiedenen Altersgruppen und beschreibt die Rolle der Erwachsenen. Der Rahmenplan unterstreicht, dass die verschiedenen Methoden und Aktivitäten die Vielfalt der Altersgruppe berücksichtigen und die In-tegration verschiedener Bereiche ermöglichen müssen, um die festgelegten Ziele zu erreichen. Der Rahmenplan legt keine konkreten Fähigkeiten fest, die die Kinder am Ende der Vorschulzeit erreicht haben müssen und schreibt kein Bewertungssystem vor.
In den vergangenen Jahren ist der nationale curriculare Rahmenplan von Richtlinien für die pädagogische Arbeit in ethnisch gemischten Regionen (mit italienischen und ungarischen Gemeinden), mit Roma-Kindern und Kindern mit besonderem Förderbedarf (Kindern mit Behinderungen) ergänzt worden. Diese Richtlinien verlangen didaktische oder methodologische Adaptionen oder unterschiedliche Methoden, die Arbeit, den Tagesablauf, den Platz usw. zu organisieren.
Das Personal
Die flexiblen und prozessorientierten Richtlinien des Rahmenplans verleihen den Vorschullehrerinnen mehr Autonomie und professionelle Verantwortung als bisher. Sie können selbst wählen, für welche Methoden und Aktivitäten sie sich entscheiden. Dass die Aus- und Weiterbildung von Lehrern verbessert wurde, ist eine der Bedingungen, die das möglich gemacht haben. Die Ausbildung von Vorschullehrern wurde 1995 und 1996 um ein Jahr erweitert; es wurde eine dreijährige Ausbildung an Fakultäten für Erziehung und Bildung eingeführt. Die Ausbildung soll den Horizont der Vorschullehrer erweitern und sie befähigen, sich theoretisches Fachwissen und adäquate praktische Erfahrungen anzueignen. Das neue Gesetz führte außerdem den Beruf des Vorschulassistenten ein.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Kinder in Europa 09/05 lesen.
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