Es gibt in Europa viele Beispiele für innovative wissenschaftliche Projekte für junge Kinder. In den Artikeln dieser Ausgabe werden einige davon im Detail betrachtet. »KINDER in Europa« stellt in einem kurzen Überblick weitere Projekte vor
BELGIEN
CapSciences – Wissenschaft soll Spaß machen
CapSciences ist eine Vereinigung, die wissenschaftliche Workshops in Kindergärten und Grundschulen organisiert, ebenso wie Tage der Wissenschaft und des Sports und Ferienkurse. Dabei sorgt die Vereinigung für eine praktische Herangehensweise an die experimentellen Wissenschaften und die Umwelt, die Spaß macht. Die Arbeit beginnt mit einer Ausgangshypothese, davon ausgehend fangen die Kinder an zu experimentieren und auszuprobieren. Das Ziel ist, Wissenschaft attraktiv zu machen, die Kinder für die experimentelle Methode zu sensibilisieren – und die Aktivitäten dabei spielerisch zu halten. Im Jahr 2008 hat CapSciences mit 250 Schulen im französischsprachigen Teil Belgiens zusammengearbeitet.
Mehr darüber unter www.capsciences.be
Technopolis – der Beginn des Experimentierens und gemeinsame Experimente
Technopolis ist ein Wissenschaftsmuseum in Mechelen, Flandern. Es verfügt über mehr als 280 interaktive Installationen, die es dem Besucher ermöglichen, sofort mit wissenschaftlichen Experimenten zu beginnen. Man kann selbst ein Flugzeug landen lassen, auf einem Nagelbett schlafen oder in eine Seifenblase steigen.
Technopolis ist für Kinder von drei Jahren an gedacht und hat ein spezielles Aktivitätszentrum für Kinder zwischen vier und acht Jahren. Seit 2002 organisiert Technopolis die jährliche Wissenschaftsakademie, ein dreitägiges Ereignis, bei dem Experten von Technopolis und anderen Einrichtungen Teilnehmern von Wissenschaftsprojekten für junge Leute aus der ganzen Welt begegnen und mit ihnen gemeinsam ein Wissenschaftszentrum entwickeln und leiten.
Mehr darüber (auf Niederländisch, Englisch und Französisch) unter www.technopolis.be
WIN – die Botschaft verbreiten
Das Netzwerk Wetenschapsinformatienetwerk – »Wissenschaftsinformationsnetzwerk« – will Wissen und Informationen über die Naturwissenschaften verbreiten und jeden erreichen, der daran Interesse hat. Die WIN-Website ermöglicht es Betrachtern, jedes wichtige Projekt anzukündigen und vorzustellen, das begonnen hat, und Informationen zu geben, worum es dabei geht und was erreicht werden soll. Man kann zum Beispiel erfahren, dass Jugendcamps organisiert werden (»Verloren in Physik«), oder Bildungsangebote für Grundschullehrer finden (»Klug und cool mit Chemie«). Und es gibt noch viel mehr auf der Website zu entdecken.
Mehr darüber (auf Niederländisch) unter www.wetenschapsinformatienetwerk.be
KROATIEN
Djeca u Prirodi – Bildung für nachhaltige Entwicklung
Das Projekt »Kinder in der Natur« befasst sich mit der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Mit seiner ganzheitlichen Herangehensweise zielt es darauf ab, das Recht der Kinder auf aktive Teilnahme an einer sicheren Umwelt durchzusetzen – an einer Umwelt, die den Kindern Chancen auf positive Lebenserfahrungen bietet und auf Lernen, das Spaß macht.
Das Projekt befindet sich am Rande von Zagreb. Ursprünglich war es eine Schule, die von Wald und Parks umgeben war. Der Gebäudekomplex verfiel, doch die Stadt Zagreb renovierte ihn und verwandelte ihn in eine »Magische Schule«, wie die Kinder es nennen. Jetzt umfasst der Komplex verschiedene Räume: acht Häuser, in denen Kinder übernachten können, mit komplett ausgestatteten Laboratorien für die Forschung, Werkstätten, Musik- und Kunsträume, einen Kommunikationsraum, eine Sporthalle, ein Haus zum Geschichtenerzählen und ausgedehnte Parks. Das Projekt ist offen für alle Kindergärten Zagrebs. Gruppen von Kinder, die von ihren Erziehern begleitet werden, verbringen hier jeweils eine ganze Woche. 150 Kinder kommen pro Woche, im Jahr sind es 6000 Kinder. Mehr darüber (auf Kroatisch und mit Videos) unter www.djecauprirodi.hr
DÄNEMARK
Die Spinne – eine intelligente Spielplatzausstattung
»Der Spielplatz der Zukunft wird intelligent und computergesteuert sein. Und er wird auf spielerische Weise zu Sport und Bewegung ermuntern.« Das erklärten die dänischen Erfinder der Spinne, einer Outdoor-Dschungel-Sportausstattung mit eingebautem Licht, Geräuschen und Berührungssensoren, die die Kinder in verschiedenen vorprogrammierten Spielen aktivieren – oder sie ermuntern, ihre eigenen Spiele und Regeln zu entwickeln. Ziel ist, Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 15 Jahren zu Bewegung anzuregen. Die Erfinder der Spinne sagen: »Die Spinne integriert traditionelle Ausstattung für das Spiel im Freien und verbindet sie mit fortgeschrittener Computertechnologie.« So regt sie das Spiel im Freien und die körperliche Aktivität an und baut dabei auf Elementen elektronischer Spiele auf, die Kinder faszinieren (was jedoch oft auf Kosten des Spiels im Freien geht).
Mehr über die Spinne (Dänisch und Englisch) unter www.playalive.eu
Ein weiteres Beispiel eines anderen Herstellers findet man unter www.noles.dk
ITALIEN
Museo dei bambini – ein Museum für Kinder und von Kindern
Das Museum der Kinder befindet sich in einem Kindergarten der Stadt Ferrara und ist mit »Fundstücken« von Kindern und Eltern eingerichtet worden. Die Funde sind von den Kindern katalogisiert worden. Dabei haben sie zwei verschiedene Arten der Einordnung genutzt: vorgestellte und reale. So kann eine Pflanzenwurzel sowohl als »trippelnde Wurzel« als auch als »Wurzel von …« (Wurzel einer bestimmten Pflanze) katalogisiert werden. Das Museum wächst von Jahr zu Jahr. Es enthält eine wissenschaftliche Bibliothek, in der die Kinder forschen können. So können sie dort zum Beispiel die reale Kategorie herausfinden, um einen Fund zu beschreiben.
Progetto Orso – gefährdete Arten schützen
Die Werkstatt über biologische Vielfalt, die Bildungsabteilung des Zoologischen Gartens in Pistoia, hat ein Projekt über den Schutz des Marsican-Bären in verschiedenen Kindergärten und Grundschulen organisiert. Das ist eine Unterart des Braunbären, die nur in den Bergen Mittelitaliens vorkommt und von der es zurzeit nur noch 45 bis 50 Tiere in der Wildnis gibt. Seit das Projekt vor drei Jahren begonnen hat, haben sich etwa 950 Kinder zwischen fünf und elf Jahren daran beteiligt. Die Kinder besuchen Workshops mit »richtigen« Materialien – Spuren, Schädeln, Kot usw. Dabei werden die Sinne angeregt, damit die Kinder das Ökosystem besser verstehen. Fotos von dem Projekt findet man unter http://picasaweb.google.it/GentileT65/ProgettoOrso#
GRIECHENLAND
Wissenschaftliche Bildung und Theater – Arbeiten mit zwei Kulturen
Lehrerstudentinnen und -studenten der Universität Athen (Abteilung für frühkindliche Bildung) bewegen sich zwischen zwei verschiedenen Kulturen, indem sie wissenschaftliche Ideen präsentieren und dabei die Techniken des Schattentheaters nutzen. So haben die Studenten in einem Fall Auszüge aus Galileo Galileis »Dialog, betreffend die beiden wichtigsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische« studiert. Sie haben dargestellt, was sie für die zentrale Idee in diesem Kampf der Auffassungen halten und dabei Techniken des Schattentheaters genutzt. Diese multidisziplinäre Herangehensweise erleichtert das Verständnis für die Naturwissenschaften und die theatralische Ausdrucksform.
Ein zweites Beispiel: Lehrerstudenten präsentieren wissenschaftliche Ideen (ausgewählt aus Lehrplänen der Schulen oder populärwissenschaftlichen Texten) über die physikalische Natur des Lichts und nutzen dabei wiederum das Schattentheater als Ausdrucksmittel.
Mehr Informationen: A. Paroussi und V. Tselfes (2008): »Shadow Theatre and Physics in Early Childhood Teachers’ Education«, Education and Theatre, 9, Seite 83-94
NIEDERLANDE
NEMO – die Wissenschaften entdecken und Spaß dabei haben
NEMO ist das größte Wissenschaftszentrum in den Niederlanden, das jedes Jahr von 400.000 Menschen besucht wird. Es verfügt fünf Etagen voller aufregender Entdeckungen und Werkstätten. Nachdem man NEMO besucht hat, weiß man, warum Brücken so stark sind, wie man selbst in 30 Jahren aussehen wird, warum man seinen Eltern ähnelt, wie Wasser gereinigt wird und was geschieht, wenn man küsst. NEMO ist für Kinder von vier Jahren an gedacht und wirbt für sich selbst als »größter interaktiver Lernraum jenseits aller Klassenzimmer«. Mehr Informationen (Niederländisch und Englisch) unter www.e-nemo.nl
Zo zi dat! – Ein Magazin für junge Wissenschaftler
Zo zi dat! – »So funktioniert es!« – ist ein Magazin mit Antworten auf die einfachsten und schwierigsten wissenschaftlichen Fragen. Zo zi dat! erscheint einmal im Monat und lädt junge Kinder ein, über Geographie, Geschichte, Technik und vieles mehr nachzudenken. Das Magazin hat zu einem Wettbewerb aufgerufen, in dem Mädchen und Jungen ihre wissenschaftlichen Kenntnisse unter Beweis stellen und gegeneinander antreten. Mehr Informationen (auf Niederländisch) unter www.zozidat.nl
POLEN
Uniwersytet Dzieci – eine Universität für Kinder
Jedes Grundschulkind kann Student an der Kinderuniversität werden, die von der Paideia-Stiftung in Krakow (Krakau) gegründet wurde, inzwischen aber auch in Warschau und Wroclaw (Breslau) besteht und sehr beliebt ist. Ihr modernes Bildungsprogramm ist nach dem Beispiel des akademischen Lehrbetriebs gestaltet worden, wissenschaftliche und künstlerische Institutio#nen sind beteiligt – darunter Museen, zoologische und botanische Gärten – und neue Technologieunternehmen. Die Studentinnen und Studenten können sich am Projekt »Inspirationen« beteiligen, das auf der klassischen Einteilung des Wissens in fünf Bereiche beruht: Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Mathematik und Ingenieurwissenschaften. Jeder Kurs dauert etwa vier Wochen und besteht aus zwei Vorlesungen und einem Workshop. Das Projekt entwickelte sich aus den Fragen der Kinder. Die Kinderuniversität hat kürzlich ein neues Projekt herausgebracht, das »Vorschüler« heißt und aus einer Reihe von Workshops besteht, die jeden Monat für Kinder zwischen fünf und sechs Jahren angeboten werden. Themen der Workshops sind u.a. Die Geheimnisse der Proteine, Reisen mit Leuchtkäfern, Der Brunnen, das Flugzeug und die Seifenblase, Die Geheimnisse des Drucks entdecken.
Mehr Informationen (auf Polnisch) unter http://www.ud.edu.pl
PORTUGAL
Raus aus unserer Muschel – die Natur kommt zurück ins Leben der Kinder
Portugiesische Kinder spielen normalerweise in einer Umgebung aus Stein und Beton, die portugiesische Bildung hat keine Naturtradition und es gibt kaum Bildungsressourcen über die Lebenswissenschaften. »Raus aus der Muschel« ist ein Projekt, das die Lebenswissenschaften in alle öffentlichen Kindergärten an der Algarve bringt.
Zwei Lernboxen sind entstanden, eine über das Land, die andere über die Küste. Jede enthält ein Buch mit Geschichten, Aktivitäten und unterstützenden Informationen für die Lehrer. Zu den Aktivitäten, zum Beobachten und Zeichnen gehören die Identifizierung von Tierarten wie Spinnen, Schmetterlinge und Vögel, das Verfolgen ihrer Lebenskreisläufe, Beobachten und Experimentieren, um etwas über das Leben der Vögel und der Organismen, die in einer Pfütze leben, zu lernen. Dazu gehört es auch, Vögeln zuzuhören und ihre Lieder zu lernen, unterstützt von einer CD, und ein traditionelles Spielzeug (einen Drachen) zu untersuchen, um die Form und Funktion von Tierkörpern zu erkunden. Das Projekt macht Kinder auch mit portugiesischen Wissenschaftlern bekannt; in Büchern erzählen die Wissenschaftler Geschichten von ihren Forschungsarbeiten.
Das Projekt startete im September 2008, als die Boxen an die Kindergärten ausgeliefert wurden. Ein Workshop für Erzieherinnen fand im Januar 2009 statt. Aber es gibt schon erste Zeichen für die positiven Auswirkungen auf das tägliche Leben der Vorschulkinder.
Weitere Informationen: Raquel Gaspar,
E-Mail:
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe KINDER in Europa 16/09 lesen.
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