Am Anfang war das Feuer
Von Höhlenmalerei, über Drachenglut, Feuerteufel und Vulkanöfen bis hin zu Brot backen, Heißluftballon und Experimenten mit Solarzellen. Feuer fasziniert in der Vielfalt seiner Erscheinungsformen, es ist geheimnisvoll, leidenschaftlich, impulsiv und nutzbar. Im neuen Buch von Udo Lange und Thomas Stadelmann finden Sie eine Fülle von Anregungen und Ideen, wie Kinder dem ältesten Kulturmotor der Erde direkt fragend und mit allen Sinnen begegnen können. Eine Leseprobe.
Feuerteufel
Sicher ist bei unserem Lehmofenbau noch etwas Material übrig geblieben. Daraus lassen sich – ähnlich wie beim Prinzip der Ofenkonstruktion – eindrucksvolle Feuerteufel formen. Wir stecken biegsame Weidenruten direkt in den Boden und bauen hieraus ein kleines Gerüst, das die Gestalt des Feuerteufels ergeben wird. Der Fantasie und Konstruktionsfreude sind dabei keine Grenzen gesetzt. Dann kneten wir aus dem Lehm-Stroh-Gemisch handtellergroße Fladen und ummanteln das Rutengerüst. Dabei arbeiten wir immer von unten nach oben. Für Augen, Mund und Nasenlöcher lassen wir Öffnungen frei, aus denen später der Rauch entweichen kann. Wir verstreichen die Übergänge der Lehmfladen, hierfür sollten wir nicht zu viel Wasser verwenden. Dann kann dem Feuerteufel eingeheizt werden, indem wir sein Inneres mit Stroh füllen. Nach und nach legen wir Holzspäne und kleine Stöckchen nach. Das Einheizen braucht viel Geduld und erzeugt in der Anfangsphase mächtig viel Qualm. Sind unsere feurigen Gestalten trocken und von innen verziegelt, können wir auch hier einen Außenanstrich auftragen, der bereits beim Lehmofenbau beschrieben wurde. Mit Erdpigmenten, die mit Kaseinleim angerührt werden, kann der Feuerteufel bunt bemalt werden. Bei Dunkelheit leuchten und glühen die Lehmgestalten besonders eindrucksvoll.
Drachenglut
Diese Aktion lässt sich auf einem lehmigen Acker oder in einer Lehmgrube am besten bewerkstelligen. Hier finden wir für den Drachenbau die nötigen Materialmengen, denn so ein Ungetüm kann sehr groß werden. Viele Helfer sind von Vorteil, außerdem sollte genügend Wasser in der Nähe verfügbar sein. Für unser Stroh-Lehm-Gemisch brauchen wir mehrere Ballen Stroh oder ersatzweise Heu. Zunächst wird eine Grube ausgehoben, in die wir Lehm, Stroh und Wasser füllen, um das Baumaterial zu stampfen. Aus Haselnusszweigen oder Weidenruten konstruieren wir dann das Grundgerüst für den liegenden Drachen. Die Äste werden miteinander verflochten oder gebunden. Das Gerüst sollte vor allem im Bereich des Kopfes gut ausgeflochten sein, denn hier entsteht die Kammer für das Feuer. Der Bauch muss nicht hohl sein, den schütten wir aus Lehm auf. So ein Ungetüm wird meist mehrere Meter lang.
Sobald die Grundform steht, geht es an die Gestaltung der Details. Mächtige Pranken mit langen Krallen braucht unser Drache und natürlich gewaltige Zähne im weit aufgerissenen Schlund. So ein Lehmbauprojekt kann mehrere Tage dauern. Auf den Außenanstrich können wir verzichten, da der Drache im Laufe der Monate wieder in das Erdreich zurückkehren soll. Aber bis dahin wird er immer wieder kräftig eingeheizt. Sein mächtiges Maul schluckt viel Holz und wenn er ordentlich angefeuert wurde, kann er gewaltig qualmen und glühen. Wenn wir unseren Drachen öfter besuchen, beobachten wir, wie die Witterung seinen lehmigen Körperbau allmählich verändert. Das können wir fotografisch dokumentieren, bis irgendwann nur noch ein Erdhaufen zurückbleibt.
Tischvulkane
Mit dieser kleinen Spielerei können wir selbst im Zimmer einen Vulkan zum Speien bringen. Wir formen auf einem großen Brett ein Vulkangebirge aus Ton. Je mehr Ton, desto imposanter wird die Vulkanlandschaft.
Dann mischen wir zwei Päckchen Backpulver mit zehn Gramm Zitronensäurepulver und füllen die Mixtur in den Schlot unseres Vulkans. Der Schlot sollte ungefähr den Durchmesser von einem Wasserglas haben. Noch schläft der Vulkan. Nun rühren wir in 0,75 Liter Wasser viel rote Lebensmittelfarbe, geben noch fünf Spritzer Spülmittel hinzu und schütten den Inhalt in den Vulkan. Jetzt heißt es abwarten und genau beobachten. Nach wenigen Minuten gibt es eine chemische Reaktion und im Bauch des Vulkans brodelt es leicht. Backpulver, Zitronensäure, Spülmittel und Wasser verbinden sich und beginnen, schäumend aus der Vulkanöffnung aufzusteigen.
Es ist bei diesem Versuch wichtig, dass die Bodenplatte des Vulkans dick genug ist und wir alle Ränder gut verstreichen, damit die Flüssigkeit nicht an den Rändern herausläuft. Der Versuch ist ungefährlich, in seiner Wirkung aber spektakulär. Vielleicht befinden sich zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs einige Plastik-Dinos in der Nähe, die stampfen dann durch die schäumende Lavasuppe. Oder es kämpft sich ein Forscherteam aus Spielfiguren an den Kraterrand, um die Temperatur im Vulkaninneren zu messen. Die werden dann in einer dramatischen Rettungsaktion in Sicherheit gebracht.
Die spielerische Auseinandersetzung mit dem magischen Urelement Feuer in Natur, Technik, Kultur und Kunst verführt zum Staunen. Sie eröffnet Kindern in Kindergarten, Hort, Schule und Familie wunderbare Zugänge zum Weltwissen, zu den Geheimnissen der Menschwerdung und des Lebens gestern, heute und morgen.
Udo Lange, Thomas Stadelmann
Am Anfang war das Feuer
Das Feuerbuch für Kindergarten, Grundschule und Hort
Weltwissen anfassen
96 Seiten, vierfarbig, mit Poster
Euro 19,90
ISBN 978-3937785-72-1
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Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 10-11/07 lesen.