Es gibt 100 Möglichkeiten, die Welt mit Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren zu erforschen. Brigitte Rametsteiner beschreibt, welche Wege die Kinder ihrer Gruppe beschritten, und hörte ihnen zu. Die Serie begann in Heft 1-2/08.
Unsere Reise in dieses Land, das beinahe zehn Mal so groß wie Österreich ist, das 1923 aus dem Osmanischen Reich entstand, in dem sich Orient und Okzident begegnen und in dem vier Kinder unserer Gruppe ihre Wurzeln haben, begann in unserem Allerwelt(s)-Museum. Was wir über die Türkei schon gesammelt hatten, wurde hervorgeholt und in der »Weltbibliothek« aufgebaut.
Ksenija: »Das ist ein Land, das weit entfernt ist.«
Nikola: »Ein bisschen nah, ein bisschen fern…«
Mimi: »Mittelweit entfernt.«
Die Kinder fragten Frau Emine – sie sorgte dafür, dass wir es immer schön sauber hatten, und ist Expertin für alles, was mit ihrer türkischen Heimat zu tun hat –, wie lange sie unterwegs sei, wenn sie in die Türkei fahre. »Zwei Tage«, sagte sie.
Mimi: »Dann muss es weit entfernt sein.«
Nikola: »Ich war schon in der Türkei, aber mit dem Flugzeug.«
Ksenija: »Wie viele Tage?«
Nikola: »Drei Stunden mit dem Flugzeug, drei Tage und drei Nächte. Nein, ein bisschen länger war’s schon – dort im Urlaub. Und im Mülleimer habe ich einen Skorpion gesehen.«
Mimi: »Da war ich auch schon im Urlaub. Da hat es mir gefallen. Das Meer war so schön…«
Nikola: »Ja, und da war ein Piratenschiff!«
Mimi: »Wir durften in der Türkei auf einem Schiff fahren – da waren wir alle Piraten.«
Amin: »Wir sind nur durchgefahren. Und da war’s dunkel, ich hab keinen Menschen gesehen und keinen Mucks gehört. Aber das hat voll lang gedauert, vielleicht 200 Stunden. Die Fahne der Türkei kenne ich auch.«
Nikola: »Ich auch, da ist erst ein Mond und dann ein Stern.«
Stefanie: »Die Farben sind Rot und Weiß.«
Ein türkischer Vormittag
Dilaras und Ilaydas Mama besuchte uns im Kindergarten und brachte uns ihr Land näher. Sie zeigte uns, wie man in der Türkei Tee zubereitet. Dazu benötigt man einen speziellen Teekessel, den Caydanlik.
In der unteren Kanne wird das Wasser gekocht, das man dann in die obere – kleinere – gießt, in der sich der Einsatz mit den Teeblättern befindet. Zuerst gießt man nur wenig Wasser hinein, das gleich wieder abgegossen wird. Es soll die Bitterstoffe wegschwemmen. Danach wird das obere Gefäß mit kochendem Wasser gefüllt.
Während der Tee ziehen musste, führten die Kinder Frau Demirbas zum Präsentationstisch in der Bibliothek und zeigten ihr unsere türkischen Schätze, die sich mittlerweile angesammelt hatten. Sie ließen sich auf der Landkarte zeigen, wo Frau Demirbas herkommt, und fragten sie, ob sie unser türkisches Kreisspiel kenne. Sie kannte es natürlich und freute sich, als die Kinder es ihr vorspielten.
Inzwischen war der Tee fertig. Er wurde so liebevoll zubereitet, wie es in der Türkei üblich ist, und schmeckte den Kindern. Dazu gab es türkisches Gebäck und türkischen Honig.
Später setzte sich Frau Demibas zu uns in den Kreis, zeigte Fotos mit Landschaften ihrer Heimat und Bilder von Dilara und Ilayda, als sie noch klein waren. Dabei beantwortete sie die Fragen der Kinder:
Was heißt auf Türkisch Essen? Yemek.
Was esst ihr in der Türkei? Das habe ich euch mitgebracht.
Und was trinkt ihr? Tee oder Kaffee.
Habt ihr dort auch so einen besonderen Teekessel? Ja.
Sind die Namen von Dilara und Ilayda türkische Name? Nein, es sind arabische Namen.
Wie sehen die Ostereier bei euch aus? Wir haben keine.
Feiert ihr Ostern? Nein.
Nikola: »Da gibt’s andere Feste, zum Beispiel Bayram.«
Nachdem sie zwei Stunden mit uns verbracht hatte, verabschiedete sich Frau Demirbas von uns auf Türkisch: »Allah smaldik!«
Bis zum Mittagessen hatten wir noch Zeit, um das Erlebte Revue passieren zu lassen…
Mimi: »Das war interessant. Und ich hab was bemerkt: In der Türkei stellt man zwei Kannen übereinander.«
Julia: »Meine Mama macht das anders.«
Magdalena: »Ja, mit dem Teeei.«
Mimi: »Und ich hab ihr das Lied vorgesungen.«
Nikola: »Sie hat gesagt, sie kann es auch.«
Julia: »Und dann haben wir getanzt.«
Magdalena: »Das hat sie gefreut.«
Nikola: »Sie hat sich so gefreut wie die Mama von der Gül aus der anderen Gruppe.«
Amin: »Das Essen war gut und der Tee auch – so ähnlich wie im Libanon.«
Mimi: »Mir haben die türkischen Kekse am besten geschmeckt.«
Stefanie: »Nur die schwarzen Punkte (Gewürz im Gebäck) wollte ich nicht.
Nikola: »Jeder liebt den Tee, stimmt’s? Er war köstlich!«
Vanessa: »Ich bin leider zu spät gekommen, weil die Mama immer so lange schläft…«
Auch Amadea kam später, hörte sich alles an und meinte: »Ich koste.«
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 07-08/09 lesen.