Heute erkennen wir zunehmend, welche Möglichkeiten und Chancen der Garten einer Kinderkrippe mit seinen vielfältigen Entdeckungs- und Forschungsmöglichkeiten den Jüngsten bieten kann. Wenn Kinder sich ihr Umfeld aneignen, »indem sie sich handelnd darin bewegen und alles ausprobieren, was ihre Neugier hervorruft«1, dann müssen wir ihnen Orte und Räume schaffen, die Gelegenheiten für ihre eigenen Eroberungen, Gestaltungen und Überprüfungen bieten. Ein entsprechend gestaltetes und ausgestattetes Gartengelände erfüllt diese Aufgabe in vielfacher Hinsicht.
Der folgende Beitrag soll Ihnen einen Einblick in das Buch »Gärten für Kleinkinder« von Herbert Österreicher und Edeltraud Prokop vermitteln. Es erscheint in Kürze im verlag das netz.
Kinder begegnen Pflanzen, Tieren und allen möglichen Erscheinungen der belebten und unbelebten Natur noch spontan-direkt und neugierig. Für sie sind die Veränderungen in einem Garten – seien sie Folge eigenen Tuns oder jahreszeitlicher Entwicklungen – mindestens ebenso wichtig wie die Konzentration auf das scheinbar Beständige. Bewusster als wir Erwachsene erleben sie den Kreislauf der Natur im Wechsel der Jahreszeiten: Ein Garten provoziert die Neugier der Kinder und kann Vertrauen wecken – selbst im letzten Viertel des Jahres.
Oktober
Im Oktober reifen etliche Wildfrüchte wie Kornelkirsche, Felsenbirne, Sanddorn, Berberitze, Eberesche, Schlehe, die Nüsse der Strauchhasel und der Baumhasel, ein besonders wertvoller kleiner Baum, der sich im Stadtbereich gut als Schattengehölz eignet. All diese Früchte enthalten zwar wertvolle Inhaltsstoffe, schmecken aber nur im vollreifen Zustand. Bei den Schlehen sollte man sogar den ersten Frost abwarten, weil die Früchte dann deutlich süßer sind.
Das im Herbst anfallende Laub kann wenigstens teilweise zur Kompostierung in einem geeigneten Behälter oder Komposthaufen verwendet werden. Die Komposterde, die Sie nach ein bis zwei Jahren erhalten, kann ein hervorragendes Substrat zur Bodenverbesserung und Düngung aller möglichen Beete sein. Im Wechsel mit klein geschnittenen Zweigen, Grasschnitt und anderen Gartenabfällen aufgeschichtet, bildet der Kompost zunächst eine lockere, luftige Masse, was Vernässung und Fäulnis verhindert. Im Lauf des Winters setzt sich die Masse und wird wesentlich kompakter. Deshalb sollten die aufgesetzten Materialien im folgenden Frühjahr ein Mal mit einer Grabgabel umgesetzt, also aufgelockert und durchmischt werden. Streuen Sie ein wenig Gartenkalk dazwischen. Das begünstigt die Verrottungsprozesse durch Bodenpilze, zahllose Mikroorganismen und Bodentierchen deutlich. Riecht der Kompost schließlich angenehm nach Waldboden, ist der Kompostierungsprozess weitgehend abgeschlossen. Das Material kann – durch ein Erdsieb geworfen, um grobe Teile auszusondern, die gleich am Kompostplatz bleiben – überall im Garten verwendet werden.
Bei empfindlicheren Sträuchern und Stauden kann halb verrotteter Kompost aus verschiedenen Ernte-, Jät- und Schnittabfällen als winterliche Bodenbedeckung genutzt werden. Er schützt nicht nur das Bodenleben vor allzu strengen Frösten, sondern dient gleichzeitig als langsam wirkende Vorratsdüngung. Im Frühjahr werden nur die groben Teile abgerecht und in einen Kompostbehälter gegeben, während die feineren Teile auf dem Beet bleiben.
Selbstverständlich sollten Kinder in all diese Arbeiten einbezogen werden. Es spielt keine Rolle, wie viel sie schaffen, sondern es geht darum, dass sie frühzeitig mit grundlegenden biologischen Prozessen in Berührung kommen und unmittelbar etwas über die physikalische, chemische und biologische Veränderung und Umwandlung von Stoffen erfahren. Abgesehen davon machen Kindern solche Arbeiten Spaß.
Eine weitere Möglichkeit zur Verwendung von Schnittgut, das beim Rückschnitt von Hecken, Bäumen und anderen Gehölzen anfällt, besteht darin, das Material in einer bestimmten Ecke im Garten zu sammeln und als Totholz aufzuhäufen, das im Lauf der Jahre zwar ebenfalls verrottet, bis dahin aber als Winterquartier für Igel und viele andere Kleintiere dient. Solche einfachen Maßnahmen sind ein konkreter Beitrag zum Schutz heimischer Wildtiere und vermitteln Kindern handlungspraktisches und umweltrelevantes Wissen.
Zwischen Ende September und Anfang Dezember werden die Zwiebeln und Knollen von Frühjahrsblühern gelegt. Als Faustregel gilt: Die Pflanztiefe sollte etwa dem doppelten Durchmesser der Zwiebel oder Knolle entsprechen. Eine naturnahe Wirkung erzielen Sie durch das Setzen in unregelmäßig großen Gruppen. Liegen die Pflanzstellen zudem am Süd- oder Südwestrand einer Hecke oder einer Sträuchergruppe und etwas abseits der Hauptlaufstrecken der Kinder, kommen die Pflanzen im Frühjahr sicher zum Blühen und können sich vielleicht nach und nach auf andere Teile des Gartens ausbreiten. Das bewerkstelligen vor allem Ameisen, die zwar nur an den fetthaltigen Anhängseln der Samen dieser Blütenpflanzen interessiert sind, aber die Samen beim Transport im Garten verteilen.
November
Die im November oft feuchtkalte Witterung und die mittlerweile kahlen Gehölze lassen den Garten kaum attraktiv erscheinen. Doch es wird deutlich, wie unterschiedlich Kinder und Erwachsene ein Außengelände erleben: Während die Kinder Herbstnebel und Raureif interessant finden und sich nach wie vor gern draußen aufhalten, ziehen Erwachsene es vor, solche Tage im Haus zu verbringen.
Dabei hat auch der Spätherbst seine Besonderheiten zu bieten. Erst nach dem Laubfall zeigen sich die Nester verschiedener Vögel im Geäst der Gehölze. Oft handelt es sich um Vögel, die längst nach Süden gezogen sind, während Arten aus dem Osten und Norden nun nach Mitteleuropa kommen, weil die Winter hier weniger lang und hart sind als in ihrer Heimat. Zu ihnen gehören vor allem die schwarzviolett glänzende Saatkrähe und die grauschwarz gemusterte Nebelkrähe. Während die Saatkrähe in mehr oder weniger großen Schwärmen unterwegs ist, in denen sich die Tiere durch lautes Krächzen miteinander verständigen, lebt die Nebelkrähe eher in scheuen Einzelpaaren. Beide suchen aber gern die Nähe des Menschen, weil es da nicht selten etwas zu futtern gibt.
In den kahlen Baumkronen ist nun auch die Mistel gut zu sehen, vor allem in älteren Bäumen manchmal als sehr große Kugel. Der Halbschmarotzer besitzt zwar grüne Blätter und kann deshalb Fotosynthese betreiben, aber Wasser und Nährsalze entnimmt er seinem Wirt, meist einem Laubbaum. Die weißen bis gelblichen Beerenfrüchte werden gern von Vögeln gefressen, die so für die Verbreitung der Mistel sorgen. Ihre Samen werden von den Vögeln nämlich unverdaut ausgeschieden – praktischerweise nicht selten in der Krone eines anderen Baums.
Mit der Aussaat von Baumsamen können Kinder eigene Erfahrungen mit Bäumen und dem Wachstum dieser Pflanzenriesen machen. Wie viele andere heimische Pflanzen benötigen auch die Samen etlicher Gehölze einen Kältereiz, um zur Keimung zu kommen. Daher ist es sinnvoll, die Samen von Eiche, Ahorn, Ulme, Buche, Esche, Apfel, Birne, Zwetschge, Linde oder Rosskastanie vor dem Winter auszusäen, weil die zunehmende Kälte die Keimruhe bricht und die Samen im folgenden Frühjahr keimen können.
Vielleicht haben die Kinder Lust, ein spezielles Baum-Beet anzulegen, in dem die selbst gesammelten Gehölzsamen ausgesät werden. Damit man nach dem Winter noch weiß, was wo war, sollten die Aussaaten wetterfest beschriftet werden. Oder Sie fertigen eine Lageskizze der einzelnen Aussaaten an. Natürlich können die Samen – nach Baumart getrennt – auch in kleine Töpfe gesät und in das Beet gesenkt werden. Hauptsache, die Samen bleiben den Winter über im Freien.
Selbstverständlich werden die auf diese Weise herangezogenen Baumsämlinge später kaum im Garten Platz finden, aber es geht nicht um die Gewinnung von Pflanzware. Wichtig ist bei solchen Experimenten, dass Kinder die Vorgänge der Pflanzenvermehrung anschaulich und selbsttätig erfahren. Die jungen Bäumchen, die so entstehen, werden später bei einem Waldausflug an geeigneter Stelle ausgepflanzt.
Vielen Tieren ist Wärme allerdings so wichtig, dass manche jetzt die Innen- und Kellerräume des Hauses aufsuchen, um dort über den Winter zu kommen. Darunter können verschiedene Schmetterlings-, Fliegen- und Mückenarten ebenso sein wie allerlei Spinnen, Asseln und Florfliegen. Im Garten sind diese Tiere kaum noch zu entdecken. Auch das gehört zum Spätherbst.
Im November sollte der Garten winterfest gemacht werden. Sofern noch Schnittarbeiten an Gehölzen anstehen, werden sie jetzt oder im zeitigen Frühjahr vor dem Knospenaustrieb erledigt. Der Schnitt im ausgehenden Winter, etwa im Februar, hat den Vorteil, dass in den Wintermonaten erfrorene oder abgestorbene Äste und Zweige gleich mit entfernt werden können. Auf jeden Fall erleichtert der blattlose Zustand der Gehölze die Entscheidung, welche Triebe weggeschnitten oder gekürzt werden sollen.
Sofern solche Schnittmaßnahmen im November oder Dezember an lebenden Weidenflechthäusern und -tunnels stattfinden, werden anfallende Ruten sofort wieder tief in den Boden gesteckt. Diese Steckhölzer ruhen zunächst im feuchten und später gefrorenen Boden. Viele von ihnen bilden im Verborgenen Wurzeln und treiben im nächsten Frühjahr aus. Einige Monate später können sie bereits in die Weidenkonstruktion eingeflochten werden, stabilisieren sie und sichern ihren Fortbestand.
Dezember
Das erste, oft ganz dünne und klare Eis, das sich auf Pfützen und feuchten Steinen bildet, ist für uns Erwachsene vor allem ein deutliches Zeichen des nahen Winters. Kinder, erst recht Kleinkinder, erleben dieses Eis als etwas Besonderes, Rätselhaftes und Erstaunliches. Behutsam und aufmerksam streichen sie mit den Fingern über die kalten Flächen. Nach und nach probieren sie aus, was man damit machen kann, wie hart die Eisflächen sind und was passiert, wenn sie brechen. Je nach Wetterlage und Sonneneinstrahlung hält ein Garten an solchen Tagen ein nicht zu unterschätzendes Angebot einfacher und dennoch faszinierender Entdeckungen bereit.
Die Pflanzen befinden sich nun größtenteils in einer mehr oder weniger ausgeprägten Ruhephase. Dennoch können wärmere Tage gelegentlich dazu führen, dass sich plötzlich einzelne Blüten von Schneeglöckchen oder Gänseblümchen zeigen – lange vor der eigentlichen Blütezeit im Frühjahr oder Frühsommer. Das sind aber Ausnahmen. Die Blatt- und Blütenknospen der allermeisten Gehölze sind jetzt fest geschlossen. Der Garten schläft.
Mit etwas Übung lassen sich zahlreiche Gehölze auch an ihren winterlichen Knospenformen bestimmen. Doch das ist eher ein Spezialgebiet und für Kinder nur dann interessant, wenn ihnen jemand diese Besonderheiten nahebringen kann. Bei Zapfen ist das leichter. Viele Zapfen fallen den Kindern schon aufgrund ihrer Größe auf und weil sie sich als vielseitiges Spielmaterial nutzen lassen. Deshalb werden sie gesammelt und irgendwo gelagert.
Eine besonders merkwürdige und im Winter unübersehbare Pflanze ist der Efeu. Zwar ist die Pflanze leicht giftig, aber von Vergiftungsfällen wird äußerst selten berichtet, obwohl es sich um eine der häufigsten heimischen Pflanzen handelt. Vergiftungsfälle von Kindern, die in älterer Literatur vereinzelt auftauchen, werden von Fachleuten skeptisch beurteilt.
Der Efeu überrascht uns immer wieder mit seinen Wuchseigenschaften und Blattformen. Eine einzelne Pflanze kann ein Dutzend verschieden geformter Blätter aufweisen, die – abgepflückt und nebeneinander gelegt – dem Augenschein nach kaum derselben Pflanze zugeordnet werden. Der größte Unterschied ist auf das Alter der Pflanze zurückzuführen: Während der Efeu in seiner Jugend überwiegend stark gelappte und gebuchtete Blätter trägt, bildet er im Alter rautenförmige oder völlig runde und nur leicht zugespitzte Blätter. Außerdem beginnt er erst im fortgeschrittenen Alter zu blühen, weil er dann in der Regel nicht mehr klettern kann, sondern eher strauchig und buschig wächst.
Hierzulande gilt Efeu als eher langweilig. In anderen Ländern, vor allem in England, wird er als vielseitig verwendbare Grünpflanze weit höher geschätzt, und es gibt dort zahllose Züchtungen mit wunderbar ornamentalen Blattzeichnungen.
Eine mit den Kindern aufgebaute Sammlung verschiedener Efeublätter ist ein interessantes Anschauungsmaterial. Verwendung finden Blätter aus dem eigenen Garten und solche, die die Kinder bei Ausflügen gesammelt haben.
Übrigens: Der Efeu gilt als Symbol der Unsterblichkeit, Beharrlichkeit und Beständigkeit. Im winterlichen Garten setzt die Pflanze ein überzeugendes Lebenszeichen.
1 Schäfer 2008, S. 8
www.gartenkinder-dresden.de
Kindertageseinrichtungen, die sich einen Kinder-«Garten« in die Konzeption schreiben, gibt es bereits. Ein ruhiger, idyllischer Garten grenzt an die Dresdener Kita und bietet ganzjährig großflächig Platz für den Bewegungsdrang und Forschungsgeist der Kinder. Die Gartenanlage soll gemeinsam mit den Kindern gestaltet werden, unter anderem mit Naturmaterialien. Ein großer Sandkasten mit Matschecke und Handpumpe, ein Gartenhaus, ein Baumhaus und ein Lehmofen gehören ebenso dazu wie mehrere Beete für kleine Gärtner.
www.gartenkinder.net
Die EKT Gartenkinder e.V. wurde 2002 von Eltern gegründet, die sich für ihre Töchter und Söhne mehr Natur wünschten, als zwischen den Altbauten im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg zu finden ist. Das eigentliche Herz der Kita ist ein großes, gepflegt verwildertes Gartengrundstück. Hier verbringen die Kinder bei (fast) jedem Wetter einen Teil des Tages.
Kinder begegnen Pflanzen, Tieren und allen möglichen Erscheinungen der belebten und unbelebten Natur noch spontan-direkt und neugierig. Für sie sind die Veränderungen in einem Garten – seien sie Folge eigenen Tuns oder jahreszeitlicher Entwicklungen – mindestens ebenso wichtig wie die Konzentration auf das scheinbar Beständige. Bewusster als wir Erwachsene erleben sie den Kreislauf der Natur im Wechsel der Jahreszeiten: Ein Garten provoziert die Neugier der Kinder und kann Vertrauen wecken – selbst im letzten Viertel des Jahres.
Oktober
Im Oktober reifen etliche Wildfrüchte wie Kornelkirsche, Felsenbirne, Sanddorn, Berberitze, Eberesche, Schlehe, die Nüsse der Strauchhasel und der Baumhasel, ein besonders wertvoller kleiner Baum, der sich im Stadtbereich gut als Schattengehölz eignet. All diese Früchte enthalten zwar wertvolle Inhaltsstoffe, schmecken aber nur im vollreifen Zustand. Bei den Schlehen sollte man sogar den ersten Frost abwarten, weil die Früchte dann deutlich süßer sind.
Das im Herbst anfallende Laub kann wenigstens teilweise zur Kompostierung in einem geeigneten Behälter oder Komposthaufen verwendet werden. Die Komposterde, die Sie nach ein bis zwei Jahren erhalten, kann ein hervorragendes Substrat zur Bodenverbesserung und Düngung aller möglichen Beete sein. Im Wechsel mit klein geschnittenen Zweigen, Grasschnitt und anderen Gartenabfällen aufgeschichtet, bildet der Kompost zunächst eine lockere, luftige Masse, was Vernässung und Fäulnis verhindert. Im Lauf des Winters setzt sich die Masse und wird wesentlich kompakter. Deshalb sollten die aufgesetzten Materialien im folgenden Frühjahr ein Mal mit einer Grabgabel umgesetzt, also aufgelockert und durchmischt werden. Streuen Sie ein wenig Gartenkalk dazwischen. Das begünstigt die Verrottungsprozesse durch Bodenpilze, zahllose Mikroorganismen und Bodentierchen deutlich. Riecht der Kompost schließlich angenehm nach Waldboden, ist der Kompostierungsprozess weitgehend abgeschlossen. Das Material kann – durch ein Erdsieb geworfen, um grobe Teile auszusondern, die gleich am Kompostplatz bleiben – überall im Garten verwendet werden.
Bei empfindlicheren Sträuchern und Stauden kann halb verrotteter Kompost aus verschiedenen Ernte-, Jät- und Schnittabfällen als winterliche Bodenbedeckung genutzt werden. Er schützt nicht nur das Bodenleben vor allzu strengen Frösten, sondern dient gleichzeitig als langsam wirkende Vorratsdüngung. Im Frühjahr werden nur die groben Teile abgerecht und in einen Kompostbehälter gegeben, während die feineren Teile auf dem Beet bleiben.
Selbstverständlich sollten Kinder in all diese Arbeiten einbezogen werden. Es spielt keine Rolle, wie viel sie schaffen, sondern es geht darum, dass sie frühzeitig mit grundlegenden biologischen Prozessen in Berührung kommen und unmittelbar etwas über die physikalische, chemische und biologische Veränderung und Umwandlung von Stoffen erfahren. Abgesehen davon machen Kindern solche Arbeiten Spaß.
Eine weitere Möglichkeit zur Verwendung von Schnittgut, das beim Rückschnitt von Hecken, Bäumen und anderen Gehölzen anfällt, besteht darin, das Material in einer bestimmten Ecke im Garten zu sammeln und als Totholz aufzuhäufen, das im Lauf der Jahre zwar ebenfalls verrottet, bis dahin aber als Winterquartier für Igel und viele andere Kleintiere dient. Solche einfachen Maßnahmen sind ein konkreter Beitrag zum Schutz heimischer Wildtiere und vermitteln Kindern handlungspraktisches und umweltrelevantes Wissen.
Zwischen Ende September und Anfang Dezember werden die Zwiebeln und Knollen von Frühjahrsblühern gelegt. Als Faustregel gilt: Die Pflanztiefe sollte etwa dem doppelten Durchmesser der Zwiebel oder Knolle entsprechen. Eine naturnahe Wirkung erzielen Sie durch das Setzen in unregelmäßig großen Gruppen. Liegen die Pflanzstellen zudem am Süd- oder Südwestrand einer Hecke oder einer Sträuchergruppe und etwas abseits der Hauptlaufstrecken der Kinder, kommen die Pflanzen im Frühjahr sicher zum Blühen und können sich vielleicht nach und nach auf andere Teile des Gartens ausbreiten. Das bewerkstelligen vor allem Ameisen, die zwar nur an den fetthaltigen Anhängseln der Samen dieser Blütenpflanzen interessiert sind, aber die Samen beim Transport im Garten verteilen.
November
Die im November oft feuchtkalte Witterung und die mittlerweile kahlen Gehölze lassen den Garten kaum attraktiv erscheinen. Doch es wird deutlich, wie unterschiedlich Kinder und Erwachsene ein Außengelände erleben: Während die Kinder Herbstnebel und Raureif interessant finden und sich nach wie vor gern draußen aufhalten, ziehen Erwachsene es vor, solche Tage im Haus zu verbringen.
Dabei hat auch der Spätherbst seine Besonderheiten zu bieten. Erst nach dem Laubfall zeigen sich die Nester verschiedener Vögel im Geäst der Gehölze. Oft handelt es sich um Vögel, die längst nach Süden gezogen sind, während Arten aus dem Osten und Norden nun nach Mitteleuropa kommen, weil die Winter hier weniger lang und hart sind als in ihrer Heimat. Zu ihnen gehören vor allem die schwarzviolett glänzende Saatkrähe und die grauschwarz gemusterte Nebelkrähe. Während die Saatkrähe in mehr oder weniger großen Schwärmen unterwegs ist, in denen sich die Tiere durch lautes Krächzen miteinander verständigen, lebt die Nebelkrähe eher in scheuen Einzelpaaren. Beide suchen aber gern die Nähe des Menschen, weil es da nicht selten etwas zu futtern gibt.
In den kahlen Baumkronen ist nun auch die Mistel gut zu sehen, vor allem in älteren Bäumen manchmal als sehr große Kugel. Der Halbschmarotzer besitzt zwar grüne Blätter und kann deshalb Fotosynthese betreiben, aber Wasser und Nährsalze entnimmt er seinem Wirt, meist einem Laubbaum. Die weißen bis gelblichen Beerenfrüchte werden gern von Vögeln gefressen, die so für die Verbreitung der Mistel sorgen. Ihre Samen werden von den Vögeln nämlich unverdaut ausgeschieden – praktischerweise nicht selten in der Krone eines anderen Baums.
Mit der Aussaat von Baumsamen können Kinder eigene Erfahrungen mit Bäumen und dem Wachstum dieser Pflanzenriesen machen. Wie viele andere heimische Pflanzen benötigen auch die Samen etlicher Gehölze einen Kältereiz, um zur Keimung zu kommen. Daher ist es sinnvoll, die Samen von Eiche, Ahorn, Ulme, Buche, Esche, Apfel, Birne, Zwetschge, Linde oder Rosskastanie vor dem Winter auszusäen, weil die zunehmende Kälte die Keimruhe bricht und die Samen im folgenden Frühjahr keimen können.
Vielleicht haben die Kinder Lust, ein spezielles Baum-Beet anzulegen, in dem die selbst gesammelten Gehölzsamen ausgesät werden. Damit man nach dem Winter noch weiß, was wo war, sollten die Aussaaten wetterfest beschriftet werden. Oder Sie fertigen eine Lageskizze der einzelnen Aussaaten an. Natürlich können die Samen – nach Baumart getrennt – auch in kleine Töpfe gesät und in das Beet gesenkt werden. Hauptsache, die Samen bleiben den Winter über im Freien.
Selbstverständlich werden die auf diese Weise herangezogenen Baumsämlinge später kaum im Garten Platz finden, aber es geht nicht um die Gewinnung von Pflanzware. Wichtig ist bei solchen Experimenten, dass Kinder die Vorgänge der Pflanzenvermehrung anschaulich und selbsttätig erfahren. Die jungen Bäumchen, die so entstehen, werden später bei einem Waldausflug an geeigneter Stelle ausgepflanzt.
Vielen Tieren ist Wärme allerdings so wichtig, dass manche jetzt die Innen- und Kellerräume des Hauses aufsuchen, um dort über den Winter zu kommen. Darunter können verschiedene Schmetterlings-, Fliegen- und Mückenarten ebenso sein wie allerlei Spinnen, Asseln und Florfliegen. Im Garten sind diese Tiere kaum noch zu entdecken. Auch das gehört zum Spätherbst.
Im November sollte der Garten winterfest gemacht werden. Sofern noch Schnittarbeiten an Gehölzen anstehen, werden sie jetzt oder im zeitigen Frühjahr vor dem Knospenaustrieb erledigt. Der Schnitt im ausgehenden Winter, etwa im Februar, hat den Vorteil, dass in den Wintermonaten erfrorene oder abgestorbene Äste und Zweige gleich mit entfernt werden können. Auf jeden Fall erleichtert der blattlose Zustand der Gehölze die Entscheidung, welche Triebe weggeschnitten oder gekürzt werden sollen.
Sofern solche Schnittmaßnahmen im November oder Dezember an lebenden Weidenflechthäusern und -tunnels stattfinden, werden anfallende Ruten sofort wieder tief in den Boden gesteckt. Diese Steckhölzer ruhen zunächst im feuchten und später gefrorenen Boden. Viele von ihnen bilden im Verborgenen Wurzeln und treiben im nächsten Frühjahr aus. Einige Monate später können sie bereits in die Weidenkonstruktion eingeflochten werden, stabilisieren sie und sichern ihren Fortbestand.
Dezember
Das erste, oft ganz dünne und klare Eis, das sich auf Pfützen und feuchten Steinen bildet, ist für uns Erwachsene vor allem ein deutliches Zeichen des nahen Winters. Kinder, erst recht Kleinkinder, erleben dieses Eis als etwas Besonderes, Rätselhaftes und Erstaunliches. Behutsam und aufmerksam streichen sie mit den Fingern über die kalten Flächen. Nach und nach probieren sie aus, was man damit machen kann, wie hart die Eisflächen sind und was passiert, wenn sie brechen. Je nach Wetterlage und Sonneneinstrahlung hält ein Garten an solchen Tagen ein nicht zu unterschätzendes Angebot einfacher und dennoch faszinierender Entdeckungen bereit.
Die Pflanzen befinden sich nun größtenteils in einer mehr oder weniger ausgeprägten Ruhephase. Dennoch können wärmere Tage gelegentlich dazu führen, dass sich plötzlich einzelne Blüten von Schneeglöckchen oder Gänseblümchen zeigen – lange vor der eigentlichen Blütezeit im Frühjahr oder Frühsommer. Das sind aber Ausnahmen. Die Blatt- und Blütenknospen der allermeisten Gehölze sind jetzt fest geschlossen. Der Garten schläft.
Mit etwas Übung lassen sich zahlreiche Gehölze auch an ihren winterlichen Knospenformen bestimmen. Doch das ist eher ein Spezialgebiet und für Kinder nur dann interessant, wenn ihnen jemand diese Besonderheiten nahebringen kann. Bei Zapfen ist das leichter. Viele Zapfen fallen den Kindern schon aufgrund ihrer Größe auf und weil sie sich als vielseitiges Spielmaterial nutzen lassen. Deshalb werden sie gesammelt und irgendwo gelagert.
Eine besonders merkwürdige und im Winter unübersehbare Pflanze ist der Efeu. Zwar ist die Pflanze leicht giftig, aber von Vergiftungsfällen wird äußerst selten berichtet, obwohl es sich um eine der häufigsten heimischen Pflanzen handelt. Vergiftungsfälle von Kindern, die in älterer Literatur vereinzelt auftauchen, werden von Fachleuten skeptisch beurteilt.
Der Efeu überrascht uns immer wieder mit seinen Wuchseigenschaften und Blattformen. Eine einzelne Pflanze kann ein Dutzend verschieden geformter Blätter aufweisen, die – abgepflückt und nebeneinander gelegt – dem Augenschein nach kaum derselben Pflanze zugeordnet werden. Der größte Unterschied ist auf das Alter der Pflanze zurückzuführen: Während der Efeu in seiner Jugend überwiegend stark gelappte und gebuchtete Blätter trägt, bildet er im Alter rautenförmige oder völlig runde und nur leicht zugespitzte Blätter. Außerdem beginnt er erst im fortgeschrittenen Alter zu blühen, weil er dann in der Regel nicht mehr klettern kann, sondern eher strauchig und buschig wächst.
Hierzulande gilt Efeu als eher langweilig. In anderen Ländern, vor allem in England, wird er als vielseitig verwendbare Grünpflanze weit höher geschätzt, und es gibt dort zahllose Züchtungen mit wunderbar ornamentalen Blattzeichnungen.
Eine mit den Kindern aufgebaute Sammlung verschiedener Efeublätter ist ein interessantes Anschauungsmaterial. Verwendung finden Blätter aus dem eigenen Garten und solche, die die Kinder bei Ausflügen gesammelt haben.
Übrigens: Der Efeu gilt als Symbol der Unsterblichkeit, Beharrlichkeit und Beständigkeit. Im winterlichen Garten setzt die Pflanze ein überzeugendes Lebenszeichen.
1 Schäfer 2008, S. 8
www.gartenkinder-dresden.de
Kindertageseinrichtungen, die sich einen Kinder-«Garten« in die Konzeption schreiben, gibt es bereits. Ein ruhiger, idyllischer Garten grenzt an die Dresdener Kita und bietet ganzjährig großflächig Platz für den Bewegungsdrang und Forschungsgeist der Kinder. Die Gartenanlage soll gemeinsam mit den Kindern gestaltet werden, unter anderem mit Naturmaterialien. Ein großer Sandkasten mit Matschecke und Handpumpe, ein Gartenhaus, ein Baumhaus und ein Lehmofen gehören ebenso dazu wie mehrere Beete für kleine Gärtner.
www.gartenkinder.net
Die EKT Gartenkinder e.V. wurde 2002 von Eltern gegründet, die sich für ihre Töchter und Söhne mehr Natur wünschten, als zwischen den Altbauten im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg zu finden ist. Das eigentliche Herz der Kita ist ein großes, gepflegt verwildertes Gartengrundstück. Hier verbringen die Kinder bei (fast) jedem Wetter einen Teil des Tages.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 08-09/10 lesen.