Der Gemeinsame Orientierungsrahmen für die Bildung in Kindertagesbetreuung und Grundschule (GOrBIKs) ist ein Projekt des Landes Brandenburg im Verbund mit TransKiGs. Er wurde vor einem Jahr von einer Kommission entwickelt, der Praktikerinnen aus Kita und Grundschule, Experten aus der Wissenschaft und Fachleute aus der Verwaltung angehörten. Dr. Frauke Hildebrandt und Susanne Scheib arbeiteten in der Kommission mit und gehören nun zur Arbeitsstelle GOrBIKs-Transfer, die am Landesinstitut für Schule und Medien Ludwigsfelde-Struveshof (LISUM) eingerichtet wurde, um die landesweite praktische Umsetzung zu unterstützen. Sie berichten über erste Erfahrungen mit dem Orientierungsrahmen.
Was waren die Diskussionspunkte im Entstehungsprozess?
Susanne Scheib: Am Anfang waren es die Fragen: Was ist Bildung? Was ist Erziehung? Wie kann man beide Begriffe definieren?
Die Diskussion darüber war sehr hilfreich für uns Praktikerinnen, um uns damit auseinanderzusetzen, was wir unter diesen Begriffen verstehen. Es war interessant, die verschiedenen Sichtweisen kennenzulernen, aber wir merkten, dass wir an einer bestimmten Stelle nicht weiterkamen, weil die Auffassungen zu unterschiedlich waren. Viele kluge Leute an einem Tisch, unterschiedliche Meinungen – wir konnten uns nicht auf gemeinsame Definitionen einigen. Also beschlossen wir, anders heranzugehen und zu versuchen, die Begriffe über die inhaltlichen Bausteine des Orientierungsrahmens zu bearbeiten. Frauke Hildebrandt: So entstand der Orientierungsrahmen in seiner Diskussionsfassung. Diese Fassung wurde auf Regionalkonferenzen in jedem Landkreis Brandenburgs vorgestellt. Praktikerinnen aus Kita und Schule waren eingeladen, aber auch Träger und Schulräte. Jugend- und Schulamt hatten die Veranstaltungen gemeinsam organisiert, und es gab ein Feedback zur Relevanz der Bausteine für die jeweils eigene Arbeit. Als wir fragten, ob der Orientierungsrahmen sich eignet, die Kooperationsbeziehungen auf den Prüfstand zu stellen und weiterzuentwickeln, bekamen wir positive Rückmeldungen, aber auch Hinweise darauf, was fehlt.
Zum Beispiel?
Frauke Hildebrandt: Praktische Empfehlungen: Wie soll ein Kooperationsvertrag aussehen? Wie kann ein Kooperationskalender, also die Terminplanung der Kooperation, gestaltet werden? Welche Projekte kann man zusammen machen? Wie kann man eine gemeinsame Elternversammlung vorbereiten? Nicht unbedingt Rezepte, sondern Ideen für die Umsetzung waren gefragt. Die Teilnehmerinnen äußerten Wünsche, brachten aber auch eigene Vorschläge ein. Nun besteht der neue Orientierungsrahmen zu zwei Dritteln aus Praxisbeispielen.
Susanne Scheib: Viele Beispiele wurden von Erzieherinnen und Lehrerinnen in Tandemfortbildungen entwickelt und in der Praxis ausprobiert. Außerdem wurde der Entwurf des Orientierungsrahmens von Fachwissenschaftlern, die der Kommission nicht angehörten, geprüft. Unabhängig voneinander äußerten sie sich positiv darüber und hoben die gelungene Verbindung von Theorie und Praxis hervor.
Frauke Hildebrandt: Danach wurde der Orientierungsrahmen in die Öffentlichkeit gebracht. Jede Kita, jede Grundschule erhielt kostenlos ein Exemplar als Arbeitsgrundlage. Damit war quasi ein normativer Rahmen gegeben, die Beschreibung einer Zielsetzung und der Kooperationsschritte, die wünschenswert oder sinnvoll sind, um das Ziel zu erreichen.
Doch wir wollten nicht nur Papier verteilen, das womöglich gleich ins Regal wandert, sondern es sollte damit gearbeitet werden. Deshalb wurde am LISUM die Arbeitsstelle Gorbiks Transfer geschaffen, in der Susanne Scheib und ich – Susanne ist Grundschullehrerin, ich kenne mich besser im Kitabereich aus – zusammenarbeiten und versuchen, die gemeinsame Botschaft zu vermitteln, wie Kooperation gelingen kann und was die Grundelemente des Orientierungsrahmens sind.
Können Sie diese Elemente bitte kurz beschreiben?
Frauke Hildebrandt: Es gibt den Praxisteil und die sechs Qualitätsmerkmale…
Susanne Scheib: … die ausführlich behandelt werden. Außerdem gibt es Stoppsteine, so dass jedes Kita-Team, jedes Schul-Kollegium feststellen kann: Wie weit sind wir mit unserer Kooperation?
Was bedeutet der Begriff »Stoppsteine«? Man denkt unwillkürlich an Stolpersteine.
Susanne Scheib: Nein, es geht ums Innehalten in der Hektik des Alltags. Es geht darum, in Ruhe zu prüfen: Haben wir ein gemeinsames Bild vom Kind, ein gemeinsames Bildungsverständnis?
Frauke Hildebrandt: Das erste Qualitätsmerkmal bezieht sich darauf, den Übergang gemeinsam zu gestalten. Das zweite und dritte Qualitätsmerkmal sind die Herzstücke des Orientierungsrahmens. Wer will, dass der Übergang gelingt, muss ein gemeinsames Bild vom Kind und gemeinsame Vorstellungen von einer Lernkultur entwickeln, denn sie sind die Grundlage dafür, dass man die Beobachtungsinstrumente aufeinander abstimmt und gemeinsame Elternarbeit organisiert.
www.bildungspakt-bayern.de
KiDZ steht für eine bessere Vernetzung von Kindertagesstätten und Grundschulen in Bayern und versucht, frühe Lernfenster der Kinder optimal zu nutzen. Bisher waren Kindertagesstätte und Grundschule zwei getrennte Bildungsbereiche mit unterschiedlichem Bildungsauftrag. Das Modellprojekt KiDZ vereint diese beiden Bereiche: Erzieherinnen und Lehrerinnen arbeiten im Team zusammen. Durchklicken über > Projekte > KiDZ.
www.ewi-psy.fu-berlin.de
Im Programm ponte (ital.: die Brücke) schlossen sich Grundschulen und Kindergärten zu Lerntandems zusammen, die unter der Anleitung geschulter Moderatorinnen mit- und voneinander lernten, den Übergang der Kinder vom Kindergarten in die Grundschule besser zu gestalten. Die Entwicklung in diesen Modelleinrichtungen wird als beispielgebend für vergleichbare Reformansätze in der ganzen Republik gesehen. Damit steht ponte im Kontext zahlreicher Qualitätsentwicklungsprogramme nach PISA. Durchklicken über den »Schnellzugriff« oben rechts: Ponte.
www.ease-eu.com
Das Europa-Projekt EASE will einen Beitrag zur Stärkung der Bildungskontinuität an der Schnittstelle von Kindertageseinrichtung und Grundschule leisten. Auf der Basis der didaktischen Konzepte von Kindertageseinrichtungen und Grundschulen werden gemeinsame Bildungskonzepte entwickelt, und institutionsübergreifende Kooperation wird organisiert.