Ein Besuch im Falkenseer Kita-Museum
»Kennst du das noch?« »Schau mal, genau so eins hatten wir auch!« »Diese Idee ist so einfach wie genial.« Die Frauen sind begeistert. Sie staunen und berühren, lachen und machen sich Notizen. Heidemarie Waninger beobachtet das Geschehen. Erst als eine Besucherin ihre Kollegin bittet, den Text »Kinder leben Mathematik, wenn…« abzufotografieren, mischt sie sich ein: »Fragen Sie mich doch, ob ich Ihnen die Datei schicken kann.«
Vor 18 Jahren gründete Heidemarie Waninger in Oranienburg bei Berlin das »Museum Kindertagesstätten in Deutschland«. Es folgten Umzüge nach Potsdam, Groß Glienicke, Nennhausen bei Rathenow – und nun hat es das Museum nach Falkensee verschlagen.
Heidemarie Waninger und Brigitte Winkler sind optimistisch, nach dieser Odyssee ein endgültiges Domizil gefunden zu haben: »Der Vorstand des AWO-Bundesverbandes steht hinter unserem Lernwerkstatt-Angebot und stellt das Haus mietfrei zur Verfügung. Das Brandenburger Jugendministerium fördert das Fortbildungsprogramm der Lernwerkstatt. Und den Rest erwirtschaften wir durch externe Fortbildungen.« Denn Fortbildung ist die eigentliche Aufgabe der Museums-Lernwerkstatt, die sich als pädagogischer Lernort für Erwachsene versteht.
An diesem Tag sind die Erzieherinnen einer Falkenseer Kita im Hause. Eine freiberufliche Dozentin leitet die Teamfortbildung zum Thema »Frühe Resilienzförderung«. Es ist sinnvoll, Fortbildungen vom Alltagsstress abzukoppeln und sie an einem anderen als dem täglichen Arbeitsort anzubieten, findet Heidemarie Waninger, räumt aber ein: »Wir gehen natürlich auch in die Kitas.«
Am 18. Mai dieses Jahres, dem Internationalen Museumstag, der unter dem Motto »Sammeln verbindet« stand, öffnete auch die »Lernwerkstatt Kita-Museum« ihre Pforten. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge erzählt Heidemarie Waninger von der Reduzierung der Sammlung vor dem letzten Umzug. Sie musste auf etwa ein Drittel verkleinert werden, denn im Falkenseer Domizil stehen nur 360 Quadratmeter zur Verfügung – verteilt auf das Dachgeschoss, zwei Etagen und den Keller mit Ausgang zum Garten, in dem mittlerweile ein kleines Holzhaus aufgebaut wurde. Die Teile des Bestandes, die in Falkensee keinen Platz fanden, wurden an Kitas, an die drei anderen Kindergarten-Museen in Deutschland und an das DDR-Museum in Berlin weitergegeben.
Die neue Aufteilung der Exponate auf viele kleinere Räume und mehrere Etagen hat jedoch ihre Logik und ihren Reiz. Einziger Nachteil: Es gibt nur einen großen Raum für die Seminararbeit.
Ziel des Hauses ist es, »Ideen zu vermitteln. Fotografieren und Kopieren sind also ausdrücklich erwünscht.« Besucherinnen und Besucher sind daher eingeladen und aufgefordert, das Haus zu erkunden. Unter den Dachschrägen kann man sich mit unterschiedlichen pädagogischen Ansätzen – von Fröbel, Montessori und Waldorf bis zur Kinderladenbewegung und der antiautoritären Erziehung – vertraut machen. Eine Etage tiefer geht es um die Unterschiede der öffentlichen Erziehung von Kleinkindern in Ost- und Westdeutschland vor 1990. Dass der Osten dabei wesentlich umfassender dargestellt wird, hat einen simplen Grund: Die typische, standardisierte Ost-Einrichtung steht als »abgeschlossene Sammlung« zur Verfügung, inklusive der vieldiskutierten Topfbank. Die West-Kitas hingegen waren vielfältiger, individueller und weniger typisch ausgestattet, so dass es kaum möglich ist, einen vergleichbaren Überblick zu geben.
Unterschiedlich sozialisierte Gruppen haben sich also viel zu erzählen und voneinander zu lernen. Für DDR-Interessierte steht die Materialiensammlung »Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit« zum Stöbern bereit.
Kontakt
Lernwerkstatt Kita-Museum
Mainstr. 11
14612 Falkensee
Tel.: 03322/429 32 23
Fax: 03322/429 77 04
E-Mail:
Internet: www.kita-museum.de
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 10/14 lesen.