Kinder lieben Pflanzen zum Naschen
Kinder lieben Pflanzen, die man essen kann. Dafür ist es natürlich am besten, wenn im Gartengelände oder auf den Fensterbänken einer Kita welche zu finden sind. Neben der fröhlichen Nascherei hat die Ansiedlung und Kultivierung von Pflanzen auch weitreichende Auswirkungen auf den Kitaalltag: nämlich auf die Aktionsmöglichkeiten der Kinder, das Miteinander im pädagogischen Team und die Einbeziehung von interessierten Eltern bezüglich der Gartengestaltung und -nutzung. Welche botanischen, technischen und pädagogischen Fragen dabei entscheidend sind, zeigen die Freilandexpert:innen Herbert Österreicher und Edeltraud Prokop anhand des Ablaufs eines Gartenjahres.
Frühjahr
Unverzichtbar: Team-Absprachen
Für eine möglichst umfangreiche Nutzung des Außengeländes braucht es zunächst innerhalb des pädagogischen
Teams eine gute Abstimmung. Das ist umso wichtiger, wenn es um die Ansiedlung und Kultivierung von essbaren Pflanzen geht. Die Stärken und Kompetenzen der Teammitglieder sollten dabei im Mittelpunkt stehen. Immerhin bringen einzelne Personen oft schon Erfahrungen aus eigener Gartenarbeit mit, andere sind besonders motiviert, sich mit Nutzpflanzen zu befassen oder kümmern sich ohnehin bereits stärker um den Garten der Kita.
Es hat sich bewährt, wenn sich eine Kleingruppe von Team-Mitgliedern bildet, die mit Freude die Verantwortung
für die Nutzung und Pflege des Gartens übernehmen. Bei Bedarf sollte sie auf die Unterstützung des ganzen Teams zählen können. Hilfreich ist dafür die Sammlung aller relevanten Informationen in einem »Garten Ordner« sowie die regelmäßige Besprechung aktueller Fragen im Rahmen der Teambesprechungen.
Drinnen beginnen
Das ganze Jahr über lassen sich essbare Pflanzen auf einer Fensterbank und an anderen hellen Plätzen in Innenräumen kultivieren. Das kann nicht nur in Kitas ohne eigenen Garten genutzt werden, sondern auch dann, wenn es fürs Gärtnern draußen noch zu kalt ist. In Aussaatschalen mit verschiedenen Sämereien lässt sich mühelos ein kleiner »Mini-Urwald« heranziehen. Bereits wenige Wochen nach der Aussaat können die Keimlinge abgeschnitten und gegessen werden, entweder klein gehackt als Salatzugabe oder als würzige Butterbrot-Auflage.
Für das kleine Biotop aus Nutzpflan- zen braucht es nur wenig: eine längliche Schale oder flache Wanne, die sich gut auf das Fensterbrett stellen lässt, etwas Aussaaterde (einfacher: Gartenerde mit Sand vermischt) und Samen bestimmter Nutzpflanzen, die schon als Keimlinge gut zu essen sind. Dazu gehören zum Beispiel Senf, Kresse, Erbse, Bockshornklee, Alfalfa, Mungbohnen, Weizen, ein paar Knoblauchzehen und vielleicht eine Küchenzwiebel. Die Vielfalt macht den Urwald aus. Samen, die zum Keimen im Dunkeln bleiben wollen, überdeckt man mit etwas Erde. Andere wie z.B. Kressesamen werden nur leicht angedrückt. Wird über das Aussaatgefäß eine einfache Drahtkonstruktion mit etwas Klarsichtfolie als Miniatur-Gewächshaus gestellt, entsteht darunter sogar ein richtiges »Treibhausklima«. Zum Gießen nimmt man am besten eine Sprühflasche, wobei darauf zu achten ist, dass es den Keimlingen nicht zu nass wird.
Edeltraud Prokop ist Kinderkrankenschwester und Erzieherin. Nach Leitung eines städtischen Kinderhauses der Stadt München ist sie heute als Referentin und Autorin zu verschiedenen pädagogischen Themen wie Freilandpädagogik, der Arbeit im »offenen Haus« und der Steuerung und Dokumentation kindlicher Lernprozesse tätig.
Herbert Österreicher ist Diplom-Ingenieur und Magister Artium. Er plant und gestaltet Außenanlagen und Gärten von Kindereinrichtungen. Darüber hinaus führt er Seminare und Exkursionen zu verschiedenen Bereichen der Umweltbildung durch und ist als Autor für Fachzeitschriften und Verlage tätig.
Weitere Informationen unter:
www.kinderfreiland.de
Diesen Beitrag können Sie vollständig neben weiteren interessanten Beiträgen in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 01-02/2023 lesen.