»Die Musik richtet sich an die Fähigkeit, Gefühle nachzuerleben. Und ihr Bereich ist die Harmonie und die Zeit.«
Leo Tolstoi
Liebe Leser:innen,
Wer mit Kindern lebt und arbeitet, kommt ums Singen und Musizieren kaum herum. Gerade bei den Jüngsten sind Musik und Rhythmik, Töne und Bewegung untrennbar miteinander verwoben. Warum sonst fangen wir unwillkürlich an zu schunkeln und zu summen, wenn wir ein Kind im Arm halten? Dass es in den meisten Einrichtungen tönt und klingt, ist deshalb kein Zufall, und von den Autor:innen dieser Ausgabe erfahren wir, warum das nicht nur fürs Wohlbefinden der Kinder, sondern auch für deren Bildung und Entwicklung wichtig ist.
Das Beste ist: Man muss dafür keine großen Musiker:in sein. Und auch, wenn es umso besser ist, je früher damit anzufangen, erfahren wir von der Tagespflegeperson Anke Waldorf, dass es jedoch nie zu spät dafür ist. Seit sie mit fast fünfzig Jahren verstand, dass es vor allem die Begeisterung ist, die zählt, überspielt sie ihre wenig begeisterten Erinnerungen an den Geigenunterricht in der Jugend mit dem Cello – auch zur Freude ihrer Tagespflegekinder.
Dass es nicht immer ein herkömmliches Musikinstrument sein muss, um Klänge und Töne zu erzeugen, erfahren wir von der Theatermacherin Lisa Vera Schwabe. Sie fand mit Berliner Kitakindern nicht nur heraus, wie Bäume klingen, sondern auch, wie es sich mit Stöckern und Zapfen gemeinsam mit ihnen musizieren lässt. Die Kinder im Weimarer MusikKinderGarten wiederum erforschten beim Mittag-essen ausgiebig den Geschmack von Tönen – und auch sonst begleitet Musik überall ihren Alltag – beim Aufräumen oder beim Binden der Schnürsenkel.
Beim traditionellen Musikmachen stoßen wir im deutschen Liedgut manchmal auf diskriminierende Stellen. Caroline Ali-Tani ermutigt zu Achtsamkeit und dazu, selbst kreativ zu werden und anstößige Formulierungen einfach umzudichten. Einen solchen spannenden Schritt über die Grenzen, in denen sich Kinderlieder sprachlich, inhaltlich und musikalisch bewegen, wagt Sukini. Ihre Songs vermitteln Visionen und locken uns mit witzigem Rap aus uns heraus.
Die Recherche zu dieser Ausgabe lässt uns ahnen, dass Musik nicht nur unsere zweite Sprache ist, sondern unsere erste.
Ein besinnliches Fest und einen gesunden Rutsch ins kommende Jahr wünscht Ihr Redaktionsteam von Betrifft KINDER