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Ungefähr 60 Prozent aller Kinder im Alter zwischen 2,5 und 12 Jahren nehmen in Flandern mindestens einmal pro Woche an einem Freizeitangebot teil. Hierunter fassen wir viele verschiedene Formen zusammen: (betreute) kommunale Spielplätze, »Horte« von privaten oder öffentlich geförderten freien Trägern, von der jeweiligen Schule selbst organisierte Angebote und andere mehr. Ihnen gemeinsam ist, dass sie den Kindern
Erholung bieten, Gelegenheiten zum Spielen und auch gelenkte Freizeitaktivitäten. Manche öffnen schon vor der Schule, alle am Nachmittag und auch in den Ferien. Ein Bericht von Brecht Pelemann.
Keine wirkliche Qualität ohne Partizipation
Weil in Flandern neue Vorschriften für die Organisation der »Horte« anstehen, nahmen VBJK (ein Zentrum für Innovation in der Frühen Kindheit) und die Universität von Gent dies zum Anlass für eine Studie der verschiedenen Arten der Freizeitbetreuung, um Kinder nach ihren Erfahrungen dort zu befragen. Wir wollten ergründen, was die Kinder über die Einrichtungen und Angebote denken und was sie dort erleben, was sie daran mögen und was nicht. Außerdem wollten wir herausfinden, was sie von ihren Lehrern, Erziehern und Betreuern (m/w) erwarten und schließlich, was sie für »Qualität« ansehen. Die Ergebnisse sollen Kindern und ihren Familien helfen, die neuen Programme und Vorschriften auszugestalten und ihre »Macher« über aktuelle Bedarfe und Erfahrungen der Kinder zu informieren.
»Qualität« wird nicht durch ein einziges Merkmal einer Einrichtung definiert. »Qualität« entwickelt sich im Zusammenwirken von Kindern, Familien und Einrichtungen bzw. den dortigen Fachkräften. Darum kann »Qualität« nicht einfach ermittelt werden. Ergebnisse zu »Qualität« sind nur dann festzustellen, wenn sie Einsichten darüber vermitteln, auf welche Art und Weise die Einrichtungen auch das soziale Umfeld der Kinder und Familien beeinflussen.
Dieses Verständnis der Aufgaben von »Horten« ist grundlegend für die Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft, die allen Teilhabe erlaubt. Mit demokratischer Teilhabe ist hier gemeint, nach Wegen zu suchen, wie Eltern und Kinder in alle ihr Leben betreffenden Entscheidungen einbezogen werden können. Während der vergangenen Jahre, können wir eine zunehmende Entwicklung feststellen, mit Kindern politische Fragen zu erörtern und sie auch in Forschungen aktiv einzubeziehen. Hier in Flandern machen das z.B. Organisationen wie »Kind und Gesellschaft« (Kind en Samenleving), die Jugendforschungsplattform (JOP – Jeugdonderzoeksplatform) und die niederländisch-flämische Forschungseinrichtung »Kinder erforschen«. Eine ideelle Grundlage für diesen Ansatz bildet der Artikel 12 Abs. 1 der UN-KRK: »Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife.«
Ergänzend hob der UN-Ausschuss über die Rechte des Kindes in seiner Allgemeinen Bemerkung (General Comment) Nr. 7 hervor, dass »Artikel 12 für jüngere und für ältere Kinder gleichermaßen gilt« und dass »auch die jüngsten Kinder ihre Sichtweisen ausdrücken können sollen, weil sie ebenfalls Rechtsträger sind«.
Kinder sind Teil ihrer Gesellschaft. Sie sind die Experten ihres Lebens. Sie sollten zu Rate gezogen und gehört werden als Akteure im aktuellen demokratischen Alltag. Das ist nicht nur ein wichtiges Merkmal von »Qualität«, sondern auch ein den Kindern zustehendes Bürgerrecht.
Diese Grundannahme birgt für die Forschung in Kindertages- und Freizeiteinrichtungen einige unmittelbare Folgerungen. Kinder können nicht einfach als Forschungsobjekte von Erwachsenen betrachtet werden, die an ihrer Stelle Meinungen und Ratschläge formulieren. Kinder sind als kompetente Individuen anzusehen, die ihrem Leben verschiedene Bedeutungen zumessen; sie haben
eine »Stimme« und sollten selbst gehört werden. Um ihre soziale Umgebung wirklich zu verstehen, sollten Forscher genauestens den unterschiedlichen Bedeutungen nachspüren.
Brecht Peleman arbeitet bei VBJK, Zentrum für Innovation in den Frühen Jahren, Gent (Belgien).
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe KINDER in Europa 29/15 lesen.