Kinder analysieren geschlechtsspezifische Werbung
Puppen sind für Mädchen da, Autos und Dinosaurier für Jungs? Wie wirken solche Botschaften auf Kinder, und wie kommen Fachkräfte mit ihnen darüber ins Gespräch? Marta Guzman erzählt von einem Projekt mit Kita-Kindern in Katalonien.
Rellinars ist ein Dorf in der Provinz Barcelona. Die Escola de Rellinars, die eine Kita, eine Vorschule und eine Grundschule umfasst, ist die einzige Bildungseinrichtung des Ortes. Der ländliche Charakter unserer Schule zeigt sich darin, dass jede Altersstufe nur aus wenigen Schüler:innen besteht und die Bindungen zwischen Kindern verschiedener Stufen sehr eng sind. Dadurch ergeben sich auf natürliche Weise vielfältige Freundschaften und Gruppenkonstellationen. Derzeit besuchen etwa 90 Kinder im Alter von einem bis zwölf Jahren unsere Schule. Sie sind in sechs Stufen (»Mini«, »Klein«, »Mittelklein«, »Mittelgroß« und »Groß«) im Alter von 1 bis 12 Jahren eingeteilt.
Das Konzept der Schule stützt sich auf vier Achsen: die Schule als Kommunikationsraum, die Schule als Lernraum, die Schule als Wohlfühlraum, die Schule als offen für die Welt und ihre Umgebung. Jede Achse ist in ihrer Methodik und ihren Lernzielen klar definiert. Verbunden werden sie durch Projektarbeit, in der sich Lernbereiche überschneiden und erweitern lassen. Genauso wichtig sind uns die Verbindungen innerhalb der gesamten Bildungsgemeinschaft aus Kindern, Familien, Lehrer:innen und allen weiteren Menschen, die daran teilhaben. Daher sind wir sehr offen für Personen, die sich an unserer großen Aufgabe, der Bildung unserer Kinder, beteiligen und ihre Sichtweise darauf beitragen wollen.
Der mediale Alltag unserer Kinder
Ich möchte Ihnen ein Projekt vorstellen, das wir von September bis Dezember 2020 mit den »Kleinen«, der Gruppe der Drei- bis Fünfjährigen, durchgeführt haben. Wir wollten mit diesen jungen Kindern über Geschlecht ins Gespräch kommen. Als Ausgangspunkt wählten wir die Frage: Ist Spielzeug immer nur für Jungen oder für Mädchen da? Denn womit beschäftigen sich Kindern lieber als mit Spielzeug und Spiel?
Wir Erzieher:innen fingen an, Werbebroschüren, Spielzeugkataloge und Links zu Werbeclips zu sammeln – Material aus der Alltagswelt der Kinder, das ihnen normalerweise zu Hause, in Supermärkten oder im Internet begegnet. Wir wollten uns diesen audiovisuellen Medien auf kritische Weise nähern und Elemente analysieren, die wir oft übersehen: Musik, Farben, wer kommt darin vor, wer spielt welche Rolle?
Wie denken wir über Spielzeug?
Das Projekt begann mit einem Rundgang in unseren vertrauten Kita-Räumen. Zusammen gingen wir in die Ecke mit den Gesellschafts- und Geschicklichkeitsspielen, dann in die Puppenecke, in die Ecke mit den Autos und in die mit den Legosteinen. Wir schlendern langsam an allem vorbei. Anschließend sitzen wir im Kreis und wir Erzieher:innen fragen die Kinder, was sie über Spielzeug und Spiele denken: Sind sie für alle Kinder oder speziell für Mädchen bzw. für Jungen? Wir sind überrascht über ihre Antworten: Schon in so jungen Jahren scheinen bestimmte Stereotypen tief in den Köpfen verankert zu sein. »Ich glaube schon, dass manche Spielzeuge für Jungen und manche für Mädchen sind.« »Das liegt daran, dass Mädchen und Jungs von Geburt an verschieden sind.«
Das Projekt »Spielzeug ist für alle da!« hat im Jahr 2020/2021 den ersten eduCAC-Preis für Schulprojekte gewonnen.
Info
www.educac.cat/premis-cac-lescola/edi- cions-anteriors/xviii-premis-cac-lescola
Marta Guzman ist Erzieherin an der Escola de Rellinars in Katalonien.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe KINDER in Europa heute 04/22 lesen.