Erzieher in der Kita – ein Beruf für jedermann?
Warum arbeiten immer noch sehr viel weniger Männer als Frauen in der frühkindlichen Bildung? Wie passt das zum Grundsatz der Gleichberechtigung der Geschlechter? Was begeistert männliche Erzieher an ihrem Beruf und worin sehen sie Herausforderungen? Claus Jensen hat diese Fragen Männern gestellt, die in verschiedenen europäischen Ländern als Erzieher arbeiten.
Gleichheit und Vielfalt der Geschlechter gehören grundlegend zur europäischen Idee. Daher scheint es falsch, dass so wenige männliche Pädagogen mit Kindern im Alter von null bis sechs Jahren arbeiten. Der Prozentsatz schwankt von Land zu Land – aber die Tendenz, dass hauptsächlich Frauen mit jungen Kindern arbeiten, findet sich überall. Wir, die Redaktion von Kinder in Europa heute, baten eine kleine Gruppe von Erziehern, ihre beruflichen Erfahrungen mit uns zu teilen. Die sieben Männer vertraten ein breites Spektrum an Erfahrungen, Meinungen und Ansichten zum Beruf des Erziehers und seiner Stellung in der Gesellschaft.
Das Interview mit den Erziehern aus insgesamt fünf Ländern fand im Herbst 2021 statt. Teilgenommen haben: David Castillo Garcia aus Barcelona (Katalonien), David Altimir Sans aus Vic (Katalonien), Artur Karzelek aus Straßburg (Frankreich), Diogo Veríssimo Guerreiro aus Beja (Portugal), Philipp Hall aus Freiburg (Deutschland) sowie Niels-Peter Henriksen und Sigurd Guldbrandsen aus Aarhus (Dänemark). Für den Abdruck im Heft wurde das Interview bearbeitet und gekürzt.
Wie war Ihr persönlicher Weg zur Arbeit mit Kita-Kindern?
Bei vielen jungen Menschen entscheidet der Zufall, in welchem Beruf sie landen. Im Gegensatz dazu beschrieben mehrere unserer Interviewpartner, dass sie sich schon früh für die soziale Arbeit interessierten. Diogo Veríssimo Guerreiro sagte: »Als Teenager wurde ich stark von einem Gymnasiallehrer beeinflusst. Er half mir zu erkennen, dass dies der richtige Weg für mich war. In meiner Familie war ich für die kleineren Kinder verantwortlich, also war es ganz natürlich, dass ich diesen Weg weiterging. Die Erwachsenen in meiner Familie vertrauten mir und überließen mir die Verantwortung, und ich war froh und stolz, dass sie das taten.«
David Altimir Sans verwies auf Erfahrungen bei den Pfadfindern, die sich von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenen- alter erstreckten: »Als Pfadfinder habe ich den Wert von Erziehung und Bildung erfahren und gleichzeitig gesehen, wie viel es bedeutet, mit Kindern und Jugend- lichen an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.«
Auch Sigurd Guldbrandsen spürte schon früh seine Berufung: »Ich habe immer gewusst, dass ich mit Menschen arbeiten möchte. Mein Vater ist auch Pädagoge und hat sein ganzes Leben lang in einer Kindertagesstätte gearbeitet. Ich habe ihn immer bei der Arbeit besucht, und als ich älter wurde, habe ich dort mitgeholfen. Meine Mutter ist ebenfalls Pädagogin, also liegt das wohl in der Familie ... Nach der Schule habe ich länger darüber nachgedacht, Geschichte oder vielleicht eine Sprache zu studieren, aber die Berufsaussichten waren zu schlecht. Für einen Mann ist es leicht, einen Job als Pädagoge zu bekommen.«
Niels-Peter Henriksens Weg in die Kita war eher ungewöhnlich: »Nach 15 Jahren als selbstständiger Stand-up-Comedian brauchte ich Abwechslung. Pädagogik hat mich schon immer interessiert. Zwischen beiden Berufen gibt es viele Ähnlichkeiten. Die Idee, Pädagoge zu werden, hatte ich schon mit Anfang zwanzig. Ich arbeitete als pädagogischer Assistent in einer Kita und hielt das für eine gute und interessante Arbeit. Es ist durchaus üblich, dass junge Dän:innen solche Assistenzstellen bekleiden, ehe sie sich für ein Studium oder eine Ausbildung entschei- den. So bin ich auf den Geschmack gekommen. Jetzt bin ich sowohl Comedian als auch Pädagoge.«
Claus Jensen ist Redakteur von Kinder in Europa heute. Er lebt in Dänemark.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe KINDER in Europa heute 04/22 lesen.